Die europäischen Mennoniten wollen ein Zeichen der Liebe setzen und haben eine Hilfslieferung für die Vereinigung der Mennoniten-Brüdergemeinden der Ukraine auf den Weg gebracht.
Um den Menschen in der Ukraine zu helfen, die aufgrund des russischen Einmarschs Not leiden, haben die Mennoniten aus der Schweiz und Frankreich im Herbst 400 selbstgemachte Decken und etwa 2000 Hygienesets in die Ukraine geschickt. Die europäischen Mennoniten – auch in den Niederlanden und Deutschland – sind kontinuierlich an Aktionen zur Bereitstellung von Quilts und anderen Hilfsgütern für die Ukraine beteiligt.
Die Vereinigung der Mennoniten-Brüdergemeinden der Ukraine, die ihren Sitz derzeit in der Westukraine hat, hat die Lieferung entgegengenommen und an Menschen verteilt, die weiter östlich in der Ukraine leben, näher an der Front. Die Vereinigung ist eine Partnerorganisation des Mennonitischen Zentralkomitees (Mennonite Central Committee, MCC).
„Der Krieg, die Not und vielen Geschichten der Menschen, die sich unter völlig anderen Lebensumständen zurechtfinden müssen, gehen uns hier in der Schweiz zu Herzen“, sagt Marianne Rediger aus Bern. „Deshalb haben wir aus verschiedenen Mennonitengemeinden die Initiative ergriffen, mit unseren Mitteln zu helfen.“
In der Schweiz haben ehrenamtliche Helfer*innen 1365 Hygienesets für Einzelpersonen jeweils mit Seife, einer Zahnbürste, einem Kamm, einer Nagelschere und einem kleinen Handtuch befüllt. Andere haben insgesamt 653 Nothilfesets zusammengestellt. Das sind 19-Liter-Eimer, die jeweils vier Handtücher, Waschmittel und Seife, Damenbinden, Pflaster und andere Hygieneartikel enthalten und für eine ganze Familie gedacht sind. Die französischen Mennoniten haben Hygieneartikel für die Sets beigesteuert.
„So haben wir – Alt und Jung – in einer früheren Käserei im Emmental die Eimer gepackt“, berichtet Rediger. „Das Projekt ist eine gute Gelegenheit zur Zusammenarbeit und bietet eine Möglichkeit für gute Gespräche und persönliche Beziehungen zu Menschen von innerhalb und außerhalb der Gemeinden.“
Ruth Lüthi wohnt in Langnau. Im Dachgeschoss ihres Bauernhauses gibt es fünf Zimmer. Dort treffen sich Menschen, die gerne gemeinsam Patchworkdecken nähen wollen. Sie finden es schön, dadurch anderen zu helfen und zugleich Gemeinschaft zu erleben. Die Gruppe von etwa 25 Ehrenamtlichen hat in den letzten sechs Jahren 220 Decken genäht, darunter auch die 75, die jetzt in die Ukraine geschickt wurden.
„Ich bin sehr dankbar für all diese Frauen, die mir helfen, in dieser Welt ein Zeichen des Lichts und der Liebe zu setzen“, sagt Lüthi. Die pensionierte Lehrerin hat die frühere Dachwohnung in ihrem Haus 2019 zu einer Nähstube umgestaltet. Die Mitglieder der Gruppe schenken sich auch gegenseitig Licht und Liebe, wenn sie sich bei Kaffee und Kuchen unterhalten und sich über die Probleme in ihrem eigenen Leben austauschen.
Der Stoff für die Patchworkdecken wird meistens von Gemeindegliedern gespendet. Die Gruppe stellt außerdem Stoffbücher für Kinder her, die verkauft werden. Aus dem Erlös finanziert sie dann den Vließstoff für die Zwischenschicht.
„Ich finde, diese Aufgabe ist in jeder Hinsicht lohnend. Stoffreste wiederzuverwenden tut etwas gegen die Wegwerfmentalität. Die Decken bringen Wärme und Farbe in das Leben von notleidenden Menschen und zeigen ihnen, dass sie nicht vergessen sind. Und etwas zu nähen und aus alten Sachen neue zu schaffen ist auch eine große Freude. Außerdem ist es toll, in die Farben einzutauchen.“
Lüthis Gruppe ist eine von sieben Quiltgruppen in der Schweiz, die Decken für die Hilfslieferung in die Ukraine beigesteuert haben. Auch aus Deutschland hat eine Gruppe von Flüchtlingen aus der Ukraine und dem Nahen Osten Decken geschickt. In den vergangenen Jahren hat das MCC Hilfsgüter von europäischen Mennoniten auch nach Jordanien und Syrien gebracht.
Roman Rakhuba, der Leiter der Vereinigung der Mennoniten-Brüdergemeinden der Ukraine, dankt den Menschen, die ihnen Decken, Hygienesets und andere Materialien gespendet haben: „Wir sind dem MCC dankbar, dass es uns schon seit vielen Jahren mit Hilfsgütern unterstützt. Die Begünstigten schätzen nicht bloß die Hilfe als solche, sondern auch die Tatsache, dass jemand sich für ihr Leben interessiert. Für Menschen, die sich regelmäßig in Schutzräumen in Sicherheit bringen müssen und nichts zu essen haben, ist es ganz wichtig, dass es andere Menschen gibt, die an sie denken.“
In der Ukraine gibt es laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR 3,7 Millionen Binnenflüchtlinge (Stand: Februar 2025). Über 12,7 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
„Die Liebe bewegt uns dazu, immer wieder Hilfe anzubieten, an andere zu denken und aktiv zu werden“, sagt Rediger. „Wir hoffen, dass die Menschen, die unter Krieg und Bedrohungen leiden, durch diese Eimer und Decken unser Mitgefühl spüren können und so Wärme und Trost finden.“
Linda Espenshade leitet die Pressearbeit bei MCC USA. David Driver, einer der Zuständigen für die MCC-Arbeit in der Ukraine, hat Informationen zu dem Artikel beigetragen. Übersetzung cof