Mennonitische Geschichtsblätter 2008KREFELD -  Das Jubiläum „400 Jahre Mennoniten in Krefeld“ stieß 2007 auf breites Interesse. Am 23. September 2008 erscheinen nun die im Oktober 2007 in Krefeld gehaltenen Referate in der Ausgabe 2008 der Mennonitischen Geschichtsblätter, herausgegeben vom Mennonitischen Geschichtsverein. Insgesamt sind rund 180 Seiten der 360 Seiten umfassenden Ausgabe 2008 der Gemeinde Krefeld und ihrer Geschichte gewidmet.

Sechs der acht Referenten haben ihre Referate zur Verfügung gestellt: Piet Visser (Amsterdam) über die Bedeutung der Niederlande und der dortigen Mennoniten für die Geschichte unserer Gemeinde; Hertha Sagebiel (Münster) über die Beziehungen zu den anderen Konfessionen; Peter Kriedte (Göttingen) über die Bedeutung der Mennoniten für den wirtschaftlichen Aufstieg Krefelds, Michael Driedger (St. Catherines, Kanada) über Mennoniten und Freimaurer, Christoph Wiebe (Krefeld) über die Krefelder Mennoniten und die Wehrlosigkeit, Hans-Jürgen Goertz (Hamburg) über Mennoniten und Moderne.

Ergänzt werden diese Referate durch vier weitere Beiträge: Dr. Claus Bernet bietet einen Überblick über die frühen Kontakte zwischen Quäkern und Mennoniten in mehreren Städten und Regionen Deutschlands und rückt damit die Krefelder Ereignisse der Jahre 1678 bis 1683 in einen größeren Zusammenhang. Dr. Ursula Broicher stellt den Krefelder Aufklärer Abraham ter Meer vor und gibt anhand einer Briefedition in der Rubrik „Aus Archiven“ Einblick in die aufgeklärte und zugleich religiös geprägte Gedankenwelt dieses Mennoniten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert. Und schließlich führt der Beitrag von Elfrieda Franz Hiebert (†) über Johannes Brahms und seine mennonitischen Freunde den Leser in das kulturell aufgeschlossene Milieu Krefelder Bürger am Ende des 19. Jahrhunderts.

Mit den hier versammelten Beiträgen zeichnet sich eine neue Sicht der Krefelder Mennoniten und ihrer Geschichte ab. Neigten Arbeiten der letzten Jahre dazu, Entwicklungen bei Mennoniten anderer Traditionen (West- und Ostpreußen, Süddeutschland) zum Maßstab zu machen, an denen gemessen die Geschichte der Krefelder Gemeinde als eine von Traditions- und Identitätsverlust gedeutet wurde, so machen die hier versammelten Aufsätzen auf vielfältige Weise deutlich, daß die Geschichte der Krefelder Mennoniten auf engste verbunden ist mit den Entwicklungen unter den aufgeklärten »doopsgezinden« in den benachbarten Niederlanden: Die Offenheit für die geistigen Fragen der Zeit, die Freiheit im Glauben, unabhängig von normativen Bekenntnissen, sowie der offensive Versuch, über wirtschaftlichen Erfolg seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft zu behaupten. So gesehen ist die Geschichte der Krefelder Mennoniten keineswegs ungewöhnlich. Und da zum Selbstverständnis dieser Mennoniten gerade die Offenheit für die Ideen der Moderne gehörte, wird man ihnen am besten gerecht, wenn man ihre Geschichte als eine von Identität im Wandel und in der Erneuerung begreift.

Doch kommen neben dem Jubiläum andere Aspekte der Täufer- und Mennonitengeschichte nicht zu kurz: Wie in jeder Ausgabe lenken „Berichte, Hinweise, Meldungen“ den Blick auf aktuelle Ereignisse (Schweiz, Amsterdam, Elkart) sowie einzelne Figuren und Traditionen der radikalen Reformation (Thomas Müntzer, Augustin Bader, das Täuferreich zu Münster, die Hutterer). Und „Von neuen Büchern“ führt die weltweite Vielfalt heutiger Forschungen zu Täufern und Mennoniten vor Augen. In der Reihe „Predigten aus früherer Zeit“ hat Prof. Dr. Martin Rothkegel für uns eine hutterische Predigt aus dem 17. Jahrhundert ausgesucht. Seine Einleitung dazu ist zugleich ein bedeutender Beitrag zur Erforschung der hutterischen Predigttradition insgesamt. Und wer sich mit mennonitischer Geschichte am liebsten im Spiegel der Literatur beschäftigt, wird die Lektüre mit den Auszügen aus Rudy Wiebes Kindheitserinnerungen „von dieser Erde“ beginnen, die in diesem Jahr in deutscher Übersetzung erschienen sind.

In besonderer Weise sei auf einen umfangreichen „biographischen Essay“ von Peter Bührer verwiesen. Er hat sich als Schweizer Pfarrer jahrzehntlang mit der schillernden Gestalt des Täufers Wilhelm Reublin befaßt, der einst am Anfang der Reformation in Witikon stand. Nun hat er im Ruhestand dessen »pikareske Wanderung« (Stayer) durch das frühe Täufertum nachgezeichnet.

400 Jahre Mennoniten in Krefeld. Referate vom 26.-28. Oktober 2007 (Mennonitische Geschichtsblätter, 65. Jg., 2008), 360 S., ISBN 978-3-921881-26-2. Preis im Buchladen: 33 Euro (Mitglieder des Vereins bekommen das Buch kostenlos zugeschickt).

Bestellungen: Jochen Schowalter, c/o. Mennonitische Forschungsstelle, Am Hollerbrunnnen 2a, 67295 Bolanden-Weierhof; jh.schowalter@web.de

Eintritt in den Verein bei: Hans-Joachim Wienß, Nogatstraße 17, 67677 Enkenbach-Alsenborn; hjmwienss@gmx.de

Mehr Informationen unter www.mennonitischer-geschichtsverein.de

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