HEIDELBERG – Die sicherheitspolitische Debatte wird seit dem 11. September 2001 beherrscht von der Auseinandersetzung mit dem islamistischen Terrorismus. Doch einer nachhaltigen Sicherheitspolitik in Zeiten der Globalisierung muss es in umfassender Weise um menschliche Sicherheit gehen: Eine Neuakzentuierung der sicherheitspolitischen Debatte ist erforderlich.
Hierauf verweist das Jahrbuch Gerechtigkeit II, das jetzt unter dem Titel „Reichtum – Macht – Gewalt“ von 35 kirchlichen Institutionen und Organisationen herausgegeben wurde. Zu den Herausgebern gehören neben der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden auch evangelische Landeskirchen, Diakonische Werke, Missionswerke, Brot für die Welt, der Evangelische Entwicklungsdienst, Misereor, Pax Christi und die Kindernothilfe.
Ein zentraler Kirchlicher Diskussionsbeitrag benennt die größten Bedrohungen der Sicherheit von Menschen in Zeiten der Globalisierung – von Mord und Totschlag über Bürgerkriege bis hin zur kriminellen Schattenglobalisierung. Er zeigt, wie aus einem ungebändigten Streben nach Reichtum Gewalt und wie Habgier tödlich werden kann. Zugleich betont er die Notwendigkeit eines umfassenden Sicherheitsbegriffes, denn menschliche Sicherheit ist mehr als die Abwesenheit von Krieg, bewaffneten Konflikten und Terrorismus. Er erinnert daran, dass der Schalom (Friede) Gottes Gerechtigkeit und Frieden untrennbar miteinander verknüpft.
Diesen Spuren gehen neunzehn Aufsätze aus Wissenschaft und Praxis nach. Sie beleuchten die Zusammenhänge von Gewalt und wirtschaftlicher Ungerechtigkeit. Sie untersuchen, wie soziale Ungleichheit Gewalt fördern kann. Länderstudien über Nigeria, den Kongo, Tschad, Kamerun und Indonesien beschreiben, welche schrecklichen Folgen es hat, wenn wirtschaftliche Interessen mit hemmungsloser Gewalt durchgesetzt werden. Sie machen aber auch Mut. Denn sie berichten, wie Gewalt überwunden werden kann – wie Christen und Muslime gemeinsam Frieden schaffen können. Und sie eröffnen biblische Perspektiven der Hoffnung.
Über 60 farbige Schaubilder und Weltkarten dokumentieren das Ausmaß von Gewalt und Armut. Sie belegen, dass es in den letzten dreißig Jahren Fort- und Rückschritte bei der menschlichen Entwicklung gegeben hat. Nicht zuletzt belegen sie eindrücklich, dass der islamistische Terrorismus keinesfalls die größte Bedrohung der Sicherheit in Zeiten der Globalisierung ist. So begründen sie die Grundthese, dass eine Neuakzentuierung der sicherheitspolitischen Debatte unabdingbar ist.