Mit einem überfüllten Festgottesdienst im Zürcher Grossmünster hat die Mennonitische Weltkonferenz (MWK) am 29. Mai 2025 an den Beginn der täuferischen Bewegung vor 500 Jahren erinnert. Der Gottesdienst stand im Zeichen weltweiter Verbundenheit, ökumenischer Zeichen und eines historischen Aktes der Versöhnung mit der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (World Communion of Reformed Churches, WCRC).

Die Begrüßung übernahm Grossmünsterpfarrer Markus Rüsch, der von einer „schmerzlichen Transformation“ der Reformation sprach und die Unverständlichkeit der damaligen Trennung trotz gemeinsamer Orientierung am Evangelium betonte. Lukas Amstutz und Gladys Geiser von der Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS) hoben die gewachsene ökumenische Zusammenarbeit in den letzten Jahrzehnten hervor.

Ein zentrales Thema des Gottesdienstes war die Versöhnung. Anne-Cathy Graber (MWK) und Kardinal Kurt Koch feierten den Weg der Versöhnung mit der katholischen Kirche mit. Die Versöhnung mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) wurde durch Larry Miller (MWK) und Anne Burghardt, Generalsekretärin des LWB, gestaltet. Der Weg der Versöhnung mit der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) wurde von J. Nelson Kraybill, John D. Roth (MWK), César García (MWK) sowie von reformierter Seite durch Hanns Lessing, Exekutivsekretär für Gemeinschaft und Theologie, und Setri Nyomi, Interims-Generalsekretär der WGRK, begleitet. Symbolisch eindrucksvoll war die Fußwaschung, die García und Nyomi gemeinsam zelebrierten.

Die Predigt hielt César García, Generalsekretär der MWK. Unter dem Titel „Mut zur Liebe“ nahm er kritisch Bezug auf Zwinglis bekannten Satz „Tut um Gottes Willen etwas Tapferes“. García erinnerte daran, dass diese Worte im Kontext konfessioneller Eskalation 1529 fielen, und stellte die Frage: „Was bedeutet es heute, mit Gottes Willen etwas Tapferes zu tun?“ Seine Antwort: Friedenstheologie. „Mut zum Frieden und zur Liebe ist nicht idealistisch oder naiv“, betonte er.

Der Gottesdienst selbst zog über 4000 Menschen an. Neben dem Grossmünster waren auch die Predigerkirche, die Friedenskirche und die FEG-Kirche mit Livestreams belegt – alle bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele verfolgten die Übertragung auf Bildschirmen in Cafés oder zuhause in den Gemeinden weltweit.

Ein starkes ökumenisches Zeichen war der Gruß von Papst Leo XIV, überbracht durch Kardinal Kurt Koch, Präsident des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen. In seiner verlesenen Botschaft erinnerte der Papst an den Auftrag zur Einheit und rief zur ehrlichen Auseinandersetzung mit der gemeinsamen Geschichte auf. „Je geeinter die Christen, desto wirksamer ihr Zeugnis für den Friedensfürsten Christus“, so Leo XIV.

Für eine vielfältige musikalische Gestaltung sorgten Musikerinnen und Musiker sowie Chöre aus mehreren Kontinenten. An der Orgel spielte Andreas Jost (Schweiz). Zum internationalen Musikteam gehörten Debora Prabu und Pranawa Setiawan aus Indonesien, Luis Enrique Vizcaino Garcia aus Kolumbien, Emily Grimes aus den USA sowie Wilhelm Unger aus Deutschland. Musikalisch geprägt wurde der Tag durch Chöre wie Agape (Paraguay), Songs of Peace (Schweiz), Tiara / GKMI Anugerah (Indonesien), die EMU Chamber Singers (USA) sowie den Eastleigh Fellowship Centre Choir (Kenia). Die Gesamtleitung lag bei Musikdirektor Rashard Allen (USA). Die Lieder – darunter auch Stücke aus dem globalen Süden – verbanden Klang und Botschaft zu einem eindrucksvollen Ausdruck weltweiter Glaubensgemeinschaft. Der Tag klang aus mit dem Lied „Siyahamba“, einer südafrikanischen Hymne der Hoffnung und Bewegung.

Die Aufzeichnung des Gottesdienstes ist auf https://www.anabaptism500.ch/ abrufbar und auch auf den YouTube Seiten der Weltkonferenz:

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