Die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) hat zum 500-jährigen Jubiläum der Täuferbewegung eine Erklärung veröffentlicht, die an die Ursprünge, Herausforderungen und Errungenschaften dieser christlichen Tradition erinnert. „2025 jährt sich die erste täuferische Glaubenstaufe zum 500. Mal. Am 21. Januar 1525 setzten Gläubige in Zürich mit der Taufe auf den Glauben ein sichtbares Zeichen“, heißt es in dem Dokument.
Rückblick auf einen langen Weg
Die Erklärung betont die besondere Rolle der Täufer als Reformbewegung. Diese hätten „für die Reformen von Kirche und Gesellschaft noch einen anderen Weg gesehen als die anderen Reformatoren, etwa ein Martin Luther oder Ulrich Zwingli“. Im Mittelpunkt stand die Überzeugung, dass nur die Taufe mündiger Menschen eine „verantwortungsvolle und verbindliche Gemeinschaft“ stiften könne. Gewaltfreiheit und das Einbeziehen aller Gemeindemitglieder in Entscheidungsprozesse seien grundlegende Prinzipien gewesen.
„Für die ersten täuferischen Christen und Christinnen bedeutete ihr Glauben, sich auf einen Weg einzulassen, der durch Nonkonformismus und ein Leben abseits der Mehrheitsgesellschaft gekennzeichnet war“, erinnert der Vorstand der AMG. Dies sei häufig mit Verfolgung, Vertreibung und Tod verbunden gewesen.
Ambivalenzen der Geschichte
Die AMG weist in ihrer Erklärung auch auf schwierige Kapitel der Geschichte hin. „Das exklusive Selbstverständnis der Täufer führte oftmals zu Arroganz und selbstgewählter Absonderung“, heißt es. Diese Haltung habe zu „Ausgrenzung und zur Erstarrung des Gemeindelebens“ führen können. Ein besonders kritischer Punkt sei das Verhalten der Mennoniten während des Nationalsozialismus, als „das Zeugnis der Gewaltfreiheit nicht hoch gehalten wurde“. Die Aufarbeitung dieses Versäumnisses sei erst vor einigen Jahren begonnen worden.
Herausforderungen und Perspektiven
Mit Blick auf die Gegenwart hebt die Erklärung die Relevanz der täuferischen Prinzipien hervor. „Mündigkeit und Gewaltfreiheit“ sowie die Förderung von Gewissensfreiheit und Toleranz seien bleibende Herausforderungen. Die AMG betont, dass Täufer heute weiterhin „ein nötiges Korrektiv für die Mehrheitsgesellschaft“ darstellen, etwa durch ihren Einsatz für Konfliktbearbeitung und Versöhnung.
Vielfalt und Offenheit seien dabei zentrale Elemente. „500 Jahre Täuferbewegung waren gekennzeichnet durch Aufbrüche und Konsolidierungen sowie durch neuerliche Brüche und Neuanfänge“, heißt es. Dies verlange auch heute eine Balance zwischen Glaubensgrundsätzen und der Offenheit für neue Impulse.
Ökumenische Zusammenarbeit
Die AMG beteiligt sich seit 2020 an der Initiative „gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung“ und arbeitet dabei eng mit anderen Kirchen zusammen. Ziel sei es, das Erbe der Täuferbewegung im ökumenischen Dialog lebendig zu halten und weiterzuentwickeln. Die Bereitschaft zur Reflexion und Erneuerung sei für täuferische Gemeinden essenziell, um in der heutigen Zeit wirksam zu bleiben.
Die vollständige Erklärung und weitere Informationen finden sich auf der Website der AMG unter https://www.mennoniten.de/in-verantwortung-vor-der-500jaehrigen-geschichte/