BERLIN – Aus Anlass des 70 jährigen Bestehens des europaweiten ökumenischen Netzwerkes von Church and Peace trafen sich ca.150 Menschen aus Friedenskirchen, Friedensorganisationen, Gemeinschaften, Freund*innen und Gäste aus 10 Konfessionen und christlichen Traditionen und 14 Ländern. Sie kamen am 18. Mai zu einem Festakt in der Reformationskirche Moabit in Berlin zusammen, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu feiern unter dem Motto „,dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung‘ (Jeremia 29,11) – 70 Jahre Gewaltfreiheit leben – der Militarisierung widerstehen.“?
1949 begannen Dialoge zwischen den Historischen Friedenskirchen, den Mennoniten, Quäkern und der Church of the Brethren, dem Internationalen Versöhnungsbund und dem Ökumenischen Rat der Kirchen über die Differenzen in Bezug auf eine konsequente Friedenstheologie und -praxis, die später zur Gründung von Church and Peace führten. In ihrer Begrüßung zeigte die Vorsitzende Antje Heider-Rottwilm auf, dass dieses Thema heute weiterhin brisant ist. „Trotz des so wichtigen (ökumenischen) Paradigmenwechsels vom Gerechten Krieg hin zum Gerechten Frieden … bewegen sich die ‚Volkskirchen‘ immer noch sehr vorsichtig und zaghaft weg von der Rechtfertigung von militärischer Gewalt als ultima ratio hin zu gewaltfreier Konflikttransformation als prima und ultima ratio.“
In seinem Grußwort betonte Botschafter Dr. Volker Berresheim aus dem Auswärtigen Amt, dass Church and Peace an jener Stelle wichtig sei, wo Politik an ihre Grenzen komme, nämlich dort, wo es um die Prävention von Gewalteskalation oder Aufarbeitung religiöser und kultureller Konflikte gehe. Oft wären es Menschen in religiösen Gemeinschaften, denen vertrauet werde und die Vertrauen schaffen als Basis für Versöhnung.
Bischof Dr. Dr. h.c. Markus Dröge, EKBO, hob hervor: „Heute werden wieder Kräfte stark, die längst überwunden schienen. Jedes Land, jedes Volk scheint sich ängstlich darum zu sorgen, einen Platz in der Welt von morgen zu bekommen … und wirft dabei vieles über Bord, was in konstruktiven Verhandlungen an Annäherung und Vereinbarungen zwischen Mächten und Kräften erarbeitet wurde, um Frieden zu sichern. Aus dem Friedensprojekt Europa wird wieder eine Rede von „wir“ und „die“… Deshalb freue ich mich über Ihr Engagement, das über so viele Jahre kontinuierlich daran gearbeitet hat, Frieden zu stiften.“
Catherine Tsavdaridou vom Ökumenischen Patriarchat überbrachte Grüße von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) an die „so wertvolle Partnerorganisation“. Als Moderatorin der thematischen Arbeitsgruppe zu Friedensförderung und Versöhnung habe sie sehr eng mit Church and Peace zusammengearbeitet und sich auf seine „Expertise, Motivation und Ausdauer … verlassen. Innerhalb der KEK war Church and Peace ein wichtiges Instrument, um bei den europäischen Institutionen Frieden und Versöhnung als Priorität einzufordern als Alternative zur Militarisierung der Europäischen Union.“
Jan Gildemeister, Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), dankte Church and Peace für „70 Jahre kontinuierlicher Friedensarbeit und die wichtigen Impulse, die aus dieser Arbeit auch für die AGDF erwuchsen.“
Auch erhielt das Netzwerk schriftliche Grußworte vom Friedensbeauftragen der EKD, Renke Brahms: „Ich habe die Hoffnung und wünsche mir, dass Church and Peace sich auch in Zukunft weiterhin so engagiert und leidenschaftlich in unsere Gesellschaften und unsere Kirchen einbringt.“
Der Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen Olav Fykse-Tveit betonte, dass für ihn Church and Peace gleichbedeutend sei mit „der gehorsamen Nachfolge Christi und einem prophetischen Zeugnis für den Frieden und gewaltfreies Handeln … Ihr erinnert die ökumenische Bewegung beständig an die vorrangige Option für Gewaltfreiheit als Antwort auf die Liebe Christi, die Gerechtigkeit als Gabe Gottes und den Frieden als Zeichen des Kommens des Reiches Gottes.“
Hildegard Goss-Mayr, die mit dem Versöhnungsbund in vielen Ländern zu gewaltfreien Lösungen in Kriegen und Konflikten beigetragen hat, gibt Church and Peace mit, den Dialog mit dem Islam zu verstärken „um gemeinsame Frieden stiftende Glaubenselemente zu entdecken, zu lehren und konkret im persönlichen und gesellschaftlichen Leben umzusetzen.“
Das Abendprogramm stand unter der Frage „Was braucht es für den Frieden in Europa und darüber hinaus? Welche Rolle kann Church and Peace spielen?“ Dazu waren 6 Referent*innen angefragt, aus ihrer Perspektive zu beleuchten, wo aktuelle Handlungsfelder für ein aktives Friedenszeugnis in Europa liegen: Steve Rauhut von der Refo Moabit, als Mitglied der jungen Kommunität engagiert im Stadtteil; Rebecca Froese, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Klimaforschung an der Friedensakademie Rheinland Pfalz; Yasser Almaamoun vom Zentrum für Politische Schönheit in Berlin; Nadežda Mojsilovi? von der interreligiösen und interethnischen (Jugend-)Arbeit in Sarajevo; Andreas Zumach als Journalist zur Eskalation der atomaren Bedrohung sowie Andrew Lane aus der Arbeit des Quaker Council for European Affairs in Brüssel.
Bezogen auf das Engagement der Mitglieder von Church and Peace, das in seiner Vielfalt durch verschiedenste Beiträge sichtbar wurde, ergeben sich daraus Schwerpunkte für die Zukunft. Beschlossen wurde u. A., das Engagement für atomare Abrüstung wieder zu intensivieren. In dem Zusammenhang berichteten Menschen aus der Region von den Langzeitfolgen der Bombardierung Serbiens mit uranangereicherter Munition vor 20 Jahren, andere von den Auswirkungen der „stillen Kriege“, vor Allem in Afrika, um den Rohstoff Uran.
Am 19.5., eine Woche vor der Europawahl, schlossen sich Teilnehmende der Mitgliederversammlung von Church and Peace als Zeichen ihres Engagements für das Friedensprojekt Europa der Demonstration „1 Europa für alle“ in Berlin an und sprachen sich damit gegen Nationalismus und für ein demokratisches, soziales und gewaltfreies Miteinander in Europa und der Welt aus.
Mehrt unter https://www.church-and-peace.org