STUTTGART – Nach Einschätzung der evangelischen Hilfswerke „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe hat sich die humanitäre Lage in Simbabwe extrem zugespitzt. „Die Menschen sind hungrig und verzweifelt“, beklagte der Menschenrechtler Brian Raftopoulous bei seinem Besuch in Deutschland. Für den Direktor der in Südafrika ansässigen Partnerorganisation von „Brot für die Welt“, SPT („Solidarity Peace Trust“), eröffnet das historische Abkommen über die Machtteilung in Simbabwe endlich die Chance zur Lösung der humanitären Krise.

SPT dokumentiert seit Jahren Menschenrechtsverletzungen in Simbabwe. Dort konnten Hilfsorganisationen in den vergangenen Monaten wegen der eskalierenden Gewalt nur sehr eingeschränkt arbeiten.  „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe unterstützen seit Jahren Partner, die sich für die Stärkung der Zivilgesellschaft, die Verbesserung der Bildung, die Ernährungssicherung auf dem Land sowie die Aidsvorsorge engagieren.

Laut Raftopoulous sind die Nahrungsmittelreserven im Land weitgehend aufgebraucht. In manchen Teilen des Landes ist seinen Angaben zufolge die letzte Ernte fast vollständig ausgefallen. „Wir sind dringend auf Unterstützung angewiesen“, betonte er. Die wirtschaftliche und humanitäre Krise habe jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Deshalb habe es keine Alternative zu dem Abkommen über die Machtteilung gegeben.

Der Menschenrechtler beklagte, dass es in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr ein so großes Ausmaß an politisch motivierter Gewalt im Land gegeben habe wie in den letzten Monaten. Diese sei von der Regierung und der herrschenden Partei ausgegangen. „Tausende wurden getötet, gefoltert, geschlagen und vertrieben.“ Der 54-Jährige sprach von einem regelrechten Krieg. Er schätzt, dass es bis zu 200 Tote gegeben hat. Dazu seien mehrere tausend Menschen verletzt und zum Teil schwer verstümmelt worden. Nach dem Abkommen müsse nun der Prozess der Versöhnung beginnen. Darin sieht  Raftopoulous eine der größten Herausforderungen für die kommenden Jahre. „Die Opfer wollen jetzt, dass die Täter bestraft werden.“

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat humanitäre Hilfe für Simbabwe als vordringlich bezeichnet. Hilfsorganisationen und Kirchen müssten alle Möglichkeiten nutzen, um den Ärmsten umgehend zu helfen, sagte Huber in Johannesburg. Die südafrikanische Stadt war eine der Stationen der Afrikareise einer Delegation des Rats der EKD, die noch bis 22. September unterwegs ist. Stationen sind Namibia, Südafrika und Äthiopien. Bei der Reise stehen auch Besuche von Projekten von „Brot für die Welt“ auf dem Programm.