BERLIN – Der frühere Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), Pastor i.R. Dr. Wolfgang Lorenz (Berlin), hat die Pläne der rot-roten Berliner Landesregierung scharf kritisiert, einen staatlichen Werteunterricht einzuführen. Die PDS-Fraktion hatte Mitte März beschlossen, von der 7. Klasse an ein wertevermittelndes nicht abwählbares Pflichtfach einzuführen. Der Religionsunterricht ist in Berlin dagegen kein ordentliches Schulfach.
Wie Lorenz dazu in einem „Zwischenruf“ für die Pressearbeit der VEF schrieb, müsse „jeglichem Versuch ideologisch besetzter Meinungsbildung und darin verordneter Wertebildung“ widerstanden werden. Nichts benötige man in der pluralen und globalisierten Welt „dringender als einen Werteunterricht als Pflichtfach“. Doch dürfe dieser Unterricht weder staatlich noch kirchlich verordnet werden. Lorenz appellierte an den Berliner Senat, den Werteunterricht nur dann einzuführen, wenn gleichzeitig auch der bekenntnisgebundene Religionsunterricht weitergeführt werde: „Damit würde der Senat dem Grundrecht auf Religions- und Gewissensfreiheit nachkommen.“ Die Auseinandersetzung mit Religionen und Weltanschauungen auch den an öffentlichen Schulen seien nötig, damit junge Menschen Toleranz und Dialogfähigkeit lernten.
Lorenz begrüßte zugleich die Stellungnahmen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, des Erzbistums Berlin und der Jüdischen Gemeinde gegen die Einführung des Werteunterrichts.
In Berlin erteilen Lorenz zufolge rund 30 Angehörige von Freikirchen Religionsunterricht.
Der EKD-Ratsvorsitzende und Berliner Bischof Wolfgang Huber hatte Äußerungen des SPD-Landesvorstandsmitglieds Monika Buttgereit als „absolut intolerant“ und „christentumsfeindlich“ zurückgewiesen. Die Politikerin hatte gesagt, die katholische Kirche vertrete zwar Werte, doch keine, die sie mit Schülern diskutieren wolle. Zwar besäßen Kirchenferne und Kirchenfeindlichkeit in Berlin eine lange Tradition, so Huber, doch überschreite der neue Plan das gewohnte Maß. Die Äußerungen von SPD- und PDS-Politikern zur Einführung des neuen Fachs sind Huber zufolge „in hohem Maße“ beunruhigend.
Kassel, 23. März 2005
Klaus Rösler
Quelle: http://www.vef.info/aktuell.phtml