Ende November fand das Projekt „Junge Russlanddeutsche und der Ukrainekrieg“ mit einer öffentlichen Präsentation und einem Podiumsgespräch in Berlin seinen vorläufigen Abschluss. In den kommenden Wochen erscheinen die Projektergebnisse auf der Webseite www.junge-russlanddeutsche.de im Zeitraum zwischen November 2023 und Februar 2024. In Essays, Videos und Podcasts setzen sich die 18 Teilnehmer über die Auswirkungen des Krieges auf die Gesellschaft in Deutschland aus der Perspektive von Menschen mit einem familiären Hintergrund als (Spät-)Aussiedler auseinander.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat unsere Gesellschaft tief erschüttert. Ein Teil – die Russlanddeutschen – sind auf besondere Weise getroffen. Viele von ihnen zeigten sich unmittelbar und tatkräftig solidarisch mit der Ukraine. In der öffentlichen Wahrnehmung jedoch dominierte bisweilen die Darstellung einer pro-russisch eingestellten Gemeinschaft. Zugleich haben unterschiedliche Sichtweisen sowie die Selbst- und Fremdwahrnehmung oft tiefe Risse innerhalb russlanddeutscher Familien und Gemeinschaften verursacht und offenbart.

Bestandteil des Formates war eine fünftägige Frühjahresakademie in der Akademie am Tönsberg in Oerlinghausen und am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold. Referenten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft führten in vielfältige Themenbereiche und Formate ein und begleiteten die Teilnehmer bei ihrer eigenständigen Projektarbeit. Am Abend des 11. November präsentierten sie im Rahmen einer Podiumsveranstaltung ihre Projekte der Öffentlichkeit. An der Diskussion beteiligten sich die Bundesaussiedlerbeauftragte, Natalie Pawlik, der nordrheinwestfälische Landesbeauftragte Heiko Hendriks, die Autorin Elina Penner und die Soziologin Tatiana Golova vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien.

Die Podiumsgäste stellten einhellig den großen Wert der Teilnehmerbeiträge fest: Die vielseitigen Werke zeigen, wie wichtig und wertvoll es sei, auf ganz unterschiedliche Weise weiter über den anhaltenden Krieg und dessen furchtbaren Geschehnisse in der Ukraine zu reflektieren. Die Ergebnisse sollten unbedingt weiterverbreitet und zum Beispiel in Bildungskontexten und in Kulturveranstaltungen eingebunden werden. Damit würde schließlich der gesellschaftliche Diskurs um bisher wenig gehörte Stimmen erweitert werden.

Das Projekt wurde durch die finanzielle Unterstützung der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ermöglicht. Das Format ist ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Gesellschaft e. V., des Kulturreferats für Russlanddeutsche, der Akademie am Tönsberg e.V. und des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte unter der Schirmherrschaft der Bundesaussiedlerbeauftragten Natalie Pawlik.