Nachdem 2019 der Mennonitische Geschichtsverein einer Einladung des niederländischen Doopsgezinde Historische Kring gefolgt war, fand nun 2023 der Gegenbesuch statt: Vom 12. bis 13. Mai unternahmen etwa 40 geschichtsbegeisterte deutsche und niederländische Mennoniten eine gemeinsame Rundreise durch die Pfalz und Rheinhessen. Ausgangspunkt der Erkundungen war Worms, wo die Gruppe den jüdischen Friedhof besichtigte und sich über die kleine täuferische Gemeinde und die täuferische Übersetzung der alttestamentlichen Prophetenbücher aus dem Hebräischen ins Deutsche informierte. Diese Übersetzung, auch „Wormser Propheten“ genannt, wurde 1527 von den beiden täuferischen Gelehrten Hans Denck und Ludwig Hätzer vorgelegt und von Peter Schöffel, einem Wormser Drucker, herausgebracht. Sie war die erste Übersetzung der Prophetenbücher ins Deutsche, kam noch vor den Übersetzungen Zwinglis (1529) und Luthers (1532) auf den Markt und erlebte bis 1532 zwölf Auflagen.  

Nächste Station war der Weierhof, wo die Gruppe die Schätze der dortigen Forschungsstelle und den umfangreichen Fundus des Archivs entdecken konnte. Ein kurzer Rundgang durchs Dorf vermittelte Einblicke in die Ansiedlung Schweizer Flüchtlinge im 17. Jahrhundert und ihre verschiedenen Versammlungsorte. Dankbar genoss man die Gastfreundschaft der Gemeinde, die zu Kaffee und Kuchen einlud, bevor mit Enkenbach eine mennonitische Gründung des 20. Jahrhunderts in den Blick kam. Dort war nach dem 2. Weltkrieg mit Hilfe US-amerikanischer Kriegsdienstverweigerer, der so genannten „Pax-Boys“, eine Siedlung für mennonitische Flüchtlinge aus West- und Ostpreußen entstanden. Auch hier wurde die Reisegruppe mit einem Mittagsimbiss bewirtet.

Der Bus brachte die Gruppe anschließend zum Messerschwanderhof, auf dem Ende des 17. Jahrhunderts ebenfalls Schweizer Flüchtlinge als Erbbeständer (Pächter, die herrschaftlichen Besitz pachten und vererben konnten, aber nicht zu Eigentum hatten) angesiedelt worden waren. Das 1748 erbaute repräsentative Wohnhaus der Pächterfamilie ist noch erhalten. Die Ansiedlung der Flüchtlinge aus der Schweiz ist ein schönes Beispiel für die Vernetzung der europäischen Mennoniten. Denn damals halfen Doopsgezinde aus den Niederlanden den aus der Schweiz vertriebenen Täufern dabei, in der Kurpfalz wieder Fuß zu fassen. Sie unterstützten deren Ansiedlung mit Matratzen, Decken, Geld, Hausrat etc.

Gut gestärkt durch ein reichhaltiges Kuchenbüfett steuerte die Reisegruppe Biebelnheim in Rheinhessen an, wo auf dem Weingut der Familie Schönhals verschiedene Weine verkostet werden konnten. Alle nahmen an einer langen Tafel im Hof des Weinguts Platz und ließen sich Spundekäs‘, Bauernbrot, verschiedene Wurstsorten und Käsewürfel sowie vier ausgezeichnete Weine schmecken.

Am Sonntagmorgen nahm die Gruppe am Gottesdienst der Mennonitengemeinde Kohlhof teil. Anschließend wurde eine Täuferspuren-Tafel enthüllt, die über die Geschichte der Mennoniten an diesem Ort informiert. Damit ist die Aufstellung von Täuferspuren-Tafeln in der Pfalz weitgehend abgeschlossen.

Es bleibt zu hoffen, dass das Wochenende in der Pfalz nicht das letzte dieser Art war.

Ulrike Arnold