In den frühen Morgenstunden des 30.10. marschierten griechische Polizei und Bereitschaftspolizei in voller Ausrüstung in das Flüchtlingslager Pikpa. Ihr Ziel: Mütter mit ihren neugeborenen Kindern, alte Menschen, schwangere Frauen sowie körperlich und geistig behinderte Menschen einzusammeln und in das staatliche Lager Kara Tepe zu bringen. Bis zuletzt fanden in Pikpa besonders schutzbedürftige Geflüchtete ein Zuhause auf Zeit, das ihnen das Albtraumlager Moria ersparte.

Wie Pro Asyl sagt: „Das selbstorganisierte Camp Pikpa ist für Geflüchtete auf Lesbos ein Leuchtturm, einer der wenigen Orte, an denen menschenwürdiges Leben ermöglicht wird.“

Anfang Oktober wurde die Schließung von Pikpa angekündigt. In den folgenden Wochen haben Politiker*innen, Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty und MSF, die Bischöfe von vier Mitgliedskirchen der EKD und unzählige, solidarische Menschen an die Regierung in Athen plädiert, Pikpa weiter am Leben zu lassen. Doch zeigte die Regierung in Athen keine Gnade für Camps, die Geflüchteten einen Ort zum Leben in Sicherheit und Würde bieten. Das spricht Bände und ist ein trauriger Tag für die Menschenwürde in Europa.

Mit ihren finanziellen Beiträgen haben Mennonitengemeinden aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Nordamerika, gemeinsam mit vielen anderen Kirchen, die Arbeit der lokalen Aktivistinnen von Pikpa seit Jahren unterstützt. Dadurch sind Tausenden von Menschen die unwürdigen Umstände in Moria erspart geblieben. Öfters wird erzählt: Als diese Menschen die Erlaubnis zum Weiterreisen in ein neues Land erhielten und deswegen Pikpa verlassen mussten, weinten sie und umarmten die Freiwilligen, die sie begleitet hatten. Denn Pikpa war ihnen wie ein neues Zuhause geworden. Für alles, was das Camp über 8 Jahre geleistet hatte, können wir dankbar sein.

J. Jakob Fehr, DMFK