Im Zuge der sich ausbreitenden und sich verschärfenden Corona-Pandemie setzt das Mennonitische Zentralkomitee (Mennonite Central Committee, MCC) seine weltweite Arbeit fort und versucht zugleich, die Gesundheit und das Wohlergehen seiner Mitarbeiter/innen zu schützen.

Dank seiner laufenden Projekte in den Bereichen Wasser/Sanitärversorgung/Hygiene („WASH“), Gesundheit und Ernährung ist das MCC gut aufgestellt, den Gefahren zu begegnen, die Corona für einige der weltweit am stärksten gefährdeten Gruppen mit sich bringt, beispielsweise für Flüchtlinge. Die schwächsten Bevölkerungsgruppen leiden in Krisen am meisten. Dort, wo das möglich ist, weitet das MCC seine entsprechenden Maßnahmen aus.

Viele MCC-Partnerorganisationen bieten begleitend zu ihrer Arbeit im Gesundheitsbereich Schulungen zu den Themen Ernährung, Hygiene und Krankheitsprävention an und verbessern den Zugang zu Nahrung und sauberem Trinkwasser. Das MCC unterstützt auch mehrere Krankenhäuser und Gesundheitsstationen, die unter anderem auf gefährdete Bevölkerungsgruppen ausgerichtet sind.

„Viele der Maßnahmen, die das MCC weltweit für schwache und gefährdete Gruppen fördert, sind auch in einer Pandemie wie Corona hilfreich“, erklärt Paul Shetler Fast, Leiter der MCC-Arbeit im Gesundheitsbereich.

Er sagt: „Die Grundsätze der MCC-Arbeit im Bereich WASH sind im Hinblick auf eine ganze Reihe von ansteckenden Krankheiten nützlich, darunter auch Epidemien wie Cholera, Ebola und jetzt Corona. So, wie wir jetzt ständig daran erinnert werden, uns die Hände zu waschen und uns an gute Hygienepraktiken zu halten, um die Ausbreitung zu verhindern, arbeiten auch unsere WASH-Partner weltweit an genau solchen Themen. Wir haben es nun mit einer wirklich weltweiten Pandemie zu tun, die jeden Winkel dieser Erde erfasst.“

Um Menschen zu helfen, die vor Kriegen oder Katastrophen auf der Flucht sind, verschickt das MCC unter anderem Sets mit Hygieneartikeln und Nothilfepakete. Bruce Guenther, der die MCC-Nothilfe leitet, weist darauf hin, dass derzeit auch schon Hygienesets auf dem Weg nach Jordanien und Mosambik sowie in die Ukraine sind.

Zudem, so führt er aus, werden vor Ort gekaufte Hygieneartikel demnächst an Flüchtlinge im Libanon und in Syrien und Malawi verteilt, zusammen mit bereits geplanten Lebensmittelpaketen. Zur Verringerung der gesundheitlichen Risiken für die Mitarbeitenden und Freiwilligen der Partnerorganisationen, die die Hilfsgüter verteilen, stellt das MCC vor Ort beschaffte Masken und Handschuhe bereit, richtet an einigen Verteilstellen zusätzliche Handwasch-Stationen ein und passt die Verteilmethoden an, damit die Menschen Abstand halten können.

Fast weist darauf hin, dass die Verteilung von Nahrungsmitteln und die Arbeit des MCC im landwirtschaftlichen Bereich weiterhin von entscheidender Wichtigkeit sind. „Unsere Partner im Bereich Ernährungssicherung und Unterernährung weltweit wollen dafür sorgen, dass die schwächsten Familien ihren Nahrungsgrundbedarf decken können, damit ihr Körper den neuen Krankheitserreger abwehren kann.“

So werden beispielsweise 250 Familien im Lager Mubimbi in der Demokratischen Republik Kongo weiterhin auf Nahrungshilfe zur Ergänzung der Erträge angewiesen sein, die sie auf Feldern erzielen, die die MCC-Partnerorganisation „Eglise du Christ au Congo“ (Kirche Christi im Kongo) für sie gepachtet hat.

Fast erläutert, dass diese zusätzliche Nahrungshilfe nötig ist, weil „unterernährte Menschen ein geschwächtes Immunsystem haben und daher durch Corona besonders gefährdet sind“.

Eine vom MCC geförderte mobile Klinik ist für die Bewohner/innen von Mubimbi und dem Nachbarlager Poste da. Die Menschen dort sind vor Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen in ihren ländlichen Heimatorten geflohen. Die Krankenpflegekräfte in der Klinik behandeln sie bei Malaria und anderen häufigen Krankheiten. Nun werden sie auch auf Anzeichen von Corona achten müssen, um die Patienten gegebenenfalls an besser ausgestattete Krankenhäuser überweisen zu können.

Das MCC fördert auch Gesundheitsstationen und Krankenhäuser in anderen Ländern, die sich hauptsächlich auf die medizinische Grundversorgung, Notfallmedizin, Mütter- und Kindergesundheit, HIV und psychische Erkrankungen konzentrieren.

„Diese Gesundheitseinrichtungen stehen jetzt in vorderster Front, wenn ihre Zielgruppen von den Auswirkungen von Corona erreicht werden – nicht nur im Hinblick auf die Mitwirkung bei Prävention und Behandlung, sondern auch im Hinblick auf die Bewältigung der indirekten gesundheitlichen Auswirkungen der Pandemie auf schwache und gefährdete Gruppen“, sagt Fast.

Zugleich zwingt die Verbreitung von Corona das MCC dazu, seine Arbeit teilweise mit weniger finanziellen Mitteln, weniger Reisen und weniger Personal zu leisten.

Sowohl in den MCC-Büros in Nordamerika als auch im Ausland arbeiten die MCC-Mitarbeiter/innen weitestmöglich von zu Hause und setzen den Kontakt zu den Partnerorganisationen und MCC-Förderern virtuell fort. Fortbildungen und Sitzungen sind abgesagt, verschoben oder auf virtuelle Kanäle umgestellt.

In einigen Ländern wie Indien oder Südafrika, wo vom Staat landesweite Ausgangssperren verhängt wurden, kann das MCC nur begrenzt aktiv werden. So verzögert sich die Lieferung von Fleischkonserven und anderen Hilfsgütern für Pflegeheime und Krankenhäuser in Nordkorea wegen eines geschlossenen Hafens.

Der Einsatz von MCC-Mitarbeiter/innen im Ausland wird derzeit weder ausgesetzt noch beendet, aber einige Teilnehmer/innen an den MCC-Programmen für junge Erwachsene (Seed, SALT und YAMEN) haben sich entschieden, ihren Einsatz abzubrechen und vorzeitig zurückzureisen, oder konnten wegen der Corona-Vorschriften den Einsatz nicht mehr fortsetzen. Das MCC unterstützt alle, die sich so entschieden haben, ebenso aktiv wie diejenigen, die vor Ort bleiben.

Die MCC-Second-Hand-Läden in Kanada und den USA sind vorübergehend geschlossen. Damit kommt eine Finanzquelle zum Erliegen, die 2019 im Schnitt mehr als 1,2 Millionen Dollar pro Monat eingebracht hat. Für dieses Frühjahr wurden schon zehn MCC-Benefizverkaufsveranstaltungen abgesagt oder verschoben. Im vergangenen Jahr haben solche Veranstaltungen über 1,7 Millionen Dollar eingespielt.

Die Tausenden Freiwilligen, die jede Woche in den Hilfsgüterzentren des MCC in Kanada und den USA Näharbeiten leisten, Hygienesets packen und andere Hilfsgüter für den Transport vorbereiten, dürfen die Zentren nicht mehr betreten. Das MCC verfügt aber noch über eine Drei-Monats-Reserve an Sets und Decken, die verschickt werden können.

Das „Dosenmobil“ hat seine Saison im März statt im April beendet. Immerhin wurden aber 500.000 Dosen Fleischkonserven eingemacht, was den Bedarf der MCC-Partnerorganisationen für die nächsten 12 Monate decken wird, wie Tom Wenger sagt, der den Hilfsgüterbereich beim MCC leitet.

Die Arbeit des MCC unterliegt durch die Pandemie jetzt Einschränkungen, aber ein Schwerpunkt bleibt die Arbeit mit Gruppen am Rande der Gesellschaft. In Europa unterstützt das MCC weiterhin Kirchen und Gemeinden bei der Friedens- und Integrationsarbeit, um die gesellschaftliche Stabilität zu stärken und zum Abbau von Gewalt vor Ort beizutragen.

So wird das Nachbarschaftszentrum im niederländischen Almere weiterhin dabei unterstützt, für die Schwächsten da zu sein, und ebenso das Friedenshaus in Deutschland, wenn auch derzeit ohne persönliche Beratung. Die Mediationsarbeit in Nordirland wird umgestellt. Nach wie vor werden Menschen, die sich an vorderster Front in den örtlichen Gemeinschaften engagieren, unterstützt, aber jetzt über virtuelle Kanäle.

Bislang wurden erst einzelne MCC-Jubiläumsveranstaltungen verschoben oder abgesagt, aber die Organisationsteams der Treffen von MCC-Ehemaligen und anderer Feiern werden sich im Zuge der weiteren Entwicklung der Pandemie nach den Vorgaben der örtlichen Gesundheitsbehörden und anderer staatlicher Stellen richten.

„Im Angesicht dieser Herausforderung erleben wir nach wie vor, wie wir alle in der vielfältigen MCC-Gemeinschaft und weltweit miteinander verbunden sind, über alle Unterschiede der ethnischen Zugehörigkeit, des Glaubens, des jeweiligen Standorts und der Nationalität hinweg“, sagt J. Ron Byler, der Geschäftsführer von MCC USA. „Obwohl wir jetzt vor der Schwierigkeit stehen, in einer Zeit zusammenzurücken, wo uns das räumlich nicht möglich ist, bleiben wir fest entschlossen, dieser Krise gemeinsam zu begegnen.“

In Europa steht das MCC auch solidarisch an der Seite seiner Partnerorganisation Church and Peace bei deren Lobbyarbeit bei der Europäischen Union im Hinblick auf Hilfe für Migranten und für Menschen, die an den Grenzen gestrandet sind und aus ihrer Heimat geflohen sind.

Wer die laufende MCC-Arbeit einschließlich der verstärkten Maßnahmen in Reaktion auf Corona unterstützen will, kann Spenden mit dem Verwendungszweck MCC über das Mennonitische Hilfswerk (in Deutschland) bzw. über die Schweizerische Mennonitische Mission an das MCC leiten. Im Jahr 2020 arbeitet das Westeuropabüro gemeinsam mit den europäischen mennonitischen Hilfswerken und Gemeinden an einer Jubiläums-Hilfslieferung, in deren Rahmen Nothilfepakete, Schulsets und Decken über das MCC an Bedürftige in Jordanien verteilt werden sollen.

„Zeiten der Unsicherheit sind ein Aufruf an uns, unseren Glauben zu vertiefen und all unsere Sorge auf Gott zu werfen, weil er uns so unendlich liebt“, sagt Rick Cober Bauman, der Geschäftsführer von MCC Kanada. „Wir sind überzeugt, dass wir uns jetzt erneut dazu bekennen sollten, für unsere Nächsten da zu sein und Großzügigkeit walten zu lassen – sei es zu Hause, bei den Nachbarn auf der anderen Straßenseite oder weltweit.“

Linda Espenshade leitet den Pressedienst bei MCC USA. Naomi Enns leitet mit ihrem Mann Doug das MCC-Westeuropabüro in Straßburg.

One thought on “MCC gut aufgestellt für Maßnahmen gegen die Gefahren von Corona”
  1. DANKE an alle MCC-Mitarbeitende und Freiwillige für ihren wertvollen Dienst! Ihr seid wunderbar.

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