KREFELD – (apd) Die konsequente Gewaltfreiheit der Mennoniten als „Erbinnen und Erben der Täuferbewegung“ hat die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, hervorgehoben. Die Theologin sprach auf dem bundesweiten Gemeindetag der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden am 30. Mai in Krefeld.
Vieles schätze sie an Martin Luther, sagte Käßmann in ihrem Vortrag. Doch während die von ihm geprägte Reformation oft intolerant gegenüber aufständischen Bauern und vermeintlichen Ketzern gewesen sei, hätten sich die sogenannten Täufer strikt gegen jede Form von Gewalt ausgesprochen. Viele von ihnen seien für ihre radikale Glaubenshaltung auch von Reformatoren verfolgt worden.
In ihrem Vortrag ging die Theologin selbstkritisch auf die Schattenseiten der Reformation ein. Dazu habe auch Intoleranz Andersgläubigen gegenüber gehört. „Es sollte Jahrhunderte dauern und die Impulse der Aufklärung brauchen, bis deutlich wurde: Ohne Toleranz gibt es kein Zusammenleben in Frieden“, erklärte Käßmann. Den Erfahrungen der Intoleranz während der Reformation sei eine 500-jährige Lerngeschichte der Toleranz gefolgt. Zu ihr gehöre auch das Schuldeingeständnis, das der Lutherische Weltbund im Jahr 2010 während seiner Vollversammlung in Stuttgart gegenüber den Mennoniten als den früher verfolgten „Täufern“ ausgesprochen habe. Die daraufhin erfolgte Versöhnung beider Kirchen sei beispielhaft, betonte Käßmann.
Als Leitbild für die ökumenischen Kontakte nannte sie „versöhnte Verschiedenheit“: „das Eigene lieben und leben, das Verschiedene respektieren und beides so miteinander versöhnen, dass gemeinsames Leben möglich ist, ohne die Differenzen zu vertuschen.“