mgbl-Cover-2010-miniKREFELD – Kurz vor Weihnachten sind die Mennonitischen Geschichtsblätter 2010 aus der Druckerei gekommen, im Januar werden sie an die Mitglieder des Vereins kostenlos verschickt. 240 Seiten stark ist die Ausgabe 2010, und sie spannt einen weiten Bogen von der Reformationszeit bis zur unmittelbaren Gegenwart: Ein Flugblatt des Täufers Ludwig Hätzer zeigt jüdische Einflüsse auf die sich herausbildende täuferische Märtyrertheologie und führt in die ersten Jahre der Reformation, als die blutigen Bestrafungen der Täufer einsetzten. Zwei Aufsätze erläutern dieses Flugblatt. Ein Beitrag über den Dialog zwischen Lutherischem Weltbund und Mennonitischer Weltkonferenz, der im Sommer 2010 mit einer eindrucksvollen Versöhnungsfeier zwischen Lutheranern und Mennoniten endete und bei der Lutheraner Mennoniten um Vergebung für eben diese blutigen Bestrafungen baten, steht am Ende der Aufsätze. So schließt sich der Kreis.

Dazwischen finden sich kürzere Beiträge zu Antje Brons (geb. 1810), einer außergewöhnlichen mennonitischen Frau aus dem 19. Jh., und ihren Vorstellungen von Kindererziehung, und zu einer mennonitischen Bibel aus dem Danzig des frühen 17. Jahrhunderts. Umfangreichster Beitrag ist mit knapp 50 Seiten ein Aufsatz des nordamerikanischen Historikers Gerhard Rempel. Er geht der Beteiligung von Mennoniten an der Vernichtung des europäischen Judentums durch die Nationalsozialisten in Westpreußen und Rußland nach („Mennoniten und der Holocaust. Von der Kollaboration zur Beteiligung an Verbrechen“) – eine bedrückende Lektüre.

Außergewöhnlich umfangreich ist 2010 der Besprechungsteil ausgefallen: 13 Bücher werden rezensiert, und auch hier spannt sich der Bogen von reformationsgeschichtlichen Werken (zu den Münsteraner Täufern, zu täuferischen Frauen) über solchen zu Pfälzer Ackerbaupioniere oder westpreußischen Mennoniten bis zu dem 2010 erschienenen historischen Roman der Autorin Ulrike Renk über die Krefelder Mennonitin Anna te Kloot („Die Frau des Seidenwebers“). Umfangreich und abwechslungsreich ist der Nachrichtenteil: Es geht um eine Plakette an der Elbinger Mennonitenkirche und um eine Tagung im September 2011 zu Aspekten der Schweizer Mennonitengeschichte. Neben dem Bericht über den Festakt in Krefeld, mit dem im April 2010 an Hermann von Beckerath erinnert wurde, steht der Hinweis auf eine 2,6 m lange Zeitschiene zur Mennonitengeschichte – und vieles andere mehr.

Mitgliedern des Mennonitischen Geschichtsvereins werden die Geschichtsblätter kostenlos zugeschickt. Im Abonnement kosten sie 25,00 Euro, im Buchhandel 33,00 Euro, jeweils zzgl. Porto. Information und Bestellung in der Mennonitischen Forschungsstelle: Am Hollerbrunnen 2a, 67295 Bolanden-Weierhof, Tel. 0 63 52 / 70 05 19.

Inhaltsverzeichnis und Schriftleiterwort finden sich auf den Seiten des Mennonitischen Geschichtsvereins