KREFELD – Kurz vor Weihnachten sind die Mennonitischen Geschichtsblätter 2009 aus der Druckerei gekommen, im Januar wurden sie an die Mitglieder des Vereins kostenlos verschickt. Auf rund 250 Seiten wird wieder ein breites Spektrum an Beiträgen geboten, das zeigt, wie vielfältig die Beschäftigung mit Täufern und Mennoniten sein kann. Ein Schwerpunkt liegt diesmal auf der Gegenwart und der näheren Vergangenheit: Drei Beiträge nehmen die heutige ökumenische Diskussion über die Taufe in den Blick und gehen den Unterschieden zwischen den Konfessionen an diesem Thema nach, wobei auch aus der Betrachtung der Täufer des 16. Jahrhunderts neue Aspekte für die gegenwärtige Diskussion gewonnen werden. Ganz anders ist der biographische Beitrag über Hans Klassen. Dieser Rußlandmennonit war Lebensreformer und Bürokrat, Nationalsozialist und Kommunist, Mennonit und Quäker – sein bizarrer Lebensweg durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts spiegelt wider, was für eine bewegte Zeit voller gesellschaftlicher und ideologischer Umbrüche es war. In er Rubrik „Mennoniten in der Literatur“ geht es um die kanadische Literatur der Gegenwart und um die Frage, warum gerade die Mennoniten im Abstand von zwei bis drei Generationen nach ihrer Einwanderung überdurchschnittlich viele herausragende Erzähler hervorgebracht haben, die heute einen bedeutenden Teil der literarischen Kultur des Landes ausmachen. Nahe an unsere bundesrepublikanische Gemeinderealität führt die Geschichte der Mennonitengemeinde Berlin heran.

In den Buchbesprechungen wird der bedeutende mennonitische Theologe John H. Yoder ausführlich dargestellt, aber auch das Leben der Amischen in Bayern. Sie haben richtig gelesen: in Bayern gab es Amische, für rund hundert Jahre. Die Geschichten der heutigen mennonitischen Gemeinden dort (beispielsweise Regensburg und Augsburg) sind davon geprägt, nicht wenige Vorfahren heutiger Mennoniten in Süddeutschland waren Amische.

Und auch der Teil mit Meldungen, kurzen Buchhinweise, Theater- und Ausstellungsbesprechungen weitet den Horizont: Es geht um ein Täufermuseum in Österreich und um täuferische Erinnerungsorte in Tirol, um einen in seiner Bedeutung wieder neu entdeckten niederländischen mennonitischen Maler des 17. Jahrhunderts (Jacob Backer), der kürzlich in Aachen mit einer Ausstellung gewürdigt wurde, um ein Lexikon zu den Mennoniten in Paraguay – und vieles andere mehr.

Die Mennonitischen Geschichtsblätter werden an Mitglieder des Vereins kostenlos abgegeben. Im Abonnement kosten sie 25,00 Euro, im Buchhandel 33,00 Euro, jeweils zzgl. Porto. Weitere Informationen auf den Seiten des Geschichtsvereins.