NICKEL_MINES, Pennsylvania/USA – (Agenturen/APD) Mindestens vier Tote und sieben Verletzte – das ist die blutige Bilanz eines Überfalls auf eine kleine Schule in Nickel Mines im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Nach Berichten örtlicher Fernseh- und Radiosender war der Todesschütze möglicherweise in der ländlichen Amish-Gemeinde Nickel Mines bekannt, aber kein Mitglied der Amish. Er habe nach dem Blutbad Selbstmord begangen. Der Hintergrund der Tat war zunächst unklar. Polizeisprecher Jeffrey Miller zufolge soll der 32-jährige Lastwagenfahrer kurz vor der Bluttat seine Frau angerufen und erklärt haben, er räche sich für etwas, das vor 20 Jahren geschehen sei. Außerdem hinterließ er einen Abschiedsbrief an seine Kinder.

Zum Zeitpunkt der Tat sollen sich an der Schule der Religionsgemeinschaft der Amish in Nickel Mines rund hundert Kilometer nördlich von Baltimore bis zu 30 Kinder aufgehalten haben, sagte ein Polizeisprecher dem Fernsehsender CNN. In der Schule werden zwischen 25 und 30 Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren unterrichtet. Ein Augenzeuge berichtete, die Lehrkraft habe vor der Schießerei rechtzeitig fliehen können, um die Polizei von einer benachbarten Farm aus zu alarmieren. Die Polizisten riefen „Roy, lass die Waffe fallen“, dann hätten sie das Feuer eröffnet.

Die Verwundeten seien mit Helikoptern in ein Krankenhaus geflogen worden, teilte die Polizei mit. Dutzende Rettungswagen waren im Einsatz. Im Fernsehsender CNN sprach ein Polizeisprecher von einer „furchtbaren Tragödie“. Beamte sperrten das Schulgelände ab. Die Gewalttat löste bei den Amish einen Schock aus. Die TV-Sender CNN und Fox zeigten Frauen in der traditionellen Kleidung der friedliebenden Religionsgemeinschaft, mit Strohüten auf den Köpfen, wie sie vor dem Schulgebäude standen und weinten.

Bei den Amish handelt es sich um eine christliche Religionsgemeinschaft. Ende des 17. Jahrhunderts spaltete sie sich von den Mennoniten ab. Heute leben die Amish in 26 Staaten der USA in rund tausend Siedlungen. Sie verzichten bewusst auf moderne Technik im Alltagsleben und schotten sich auch weitgehend nach außen ab. Untereinander sprechen sie einen Dialekt, der an die alemannischen Wurzeln der früheren Auswanderergenerationen aus Süddeutschland und der Schweiz erinnert.

Das Attentat ist bereits die dritte Tragödie dieser Art in den USA innerhalb kürzester Zeit. Erst vergangene Woche hatte ein Obdachloser in einer Schule im US-Bundesstaat Colorado sechs Mädchen als Geisel genommen, eine Schülerin erschossen und sich dann das Leben genommen. Am Freitag hatte ein 15-jähriger Schüler in Wisconsin den Rektor seiner ehemaligen Schule erschossen. Vor zwei Wochen hatte ein Amokläufer in einer Schule in Montreal eine Frau getötet und 19 Menschen zum Teil schwer verletzt. Am Montag wurde in Las Vegas im Bundesstaat Nevada ein bewaffneter Schüler gesucht. Zwei Schulen wurden vorübergehend abgeriegelt, weil der Schüler in der Umgebung vermutet wurde.

Quellen: Nachrichtenagenturen Reuters, The Associated Press (AP), Agence France Press (AFP) und Deutsche Presse-Agentur (dpa); Zusammenstellung: Der Spiegel/APD.