DARMSTADT – In der Kontroverse um die Schulverweigerer aus den Reihen der Evangeliumschristen-Baptisten in Ostwestfalen will die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) dafür sorgen, dass sich die Fronten nicht weiter verhärten. Das VEF-Präsidium stellte sich auf seiner Sitzung am 26. April in Erzhausen bei Darmstadt hinter die Bemühungen des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG), der mit allen Beteiligten das vertrauensvolle Gespräch suchen will.

In einer Verlautbarung hatte sich der BEFG, die größte deutsche Freikirche, einerseits von den Schulverweigerern distanziert und darauf hingewiesen, dass die in Presseberichten als „Baptisten“ bezeichneten Eltern nicht zum BEFG gehörten, andererseits war eine „versöhnliche Lösung“ angemahnt worden, die den christlichen Glauben der Schulverweigerer nicht verletze. Der Erklärung zufolge „gibt es in einzelnen Fällen berechtige Kritik an schulischen Unterrichtsinhalten“.

Die Aussprache im VEF-Präsidium zeigte unterschiedliche Einschätzungen. Manche der 18 Vertreter der 12 Mitglieds- und Gastmitgliedskirchen sahen im Verhalten der Behörden gegenüber den Betroffenen, Bußgelder zu verhängen und Erzwingungshaft anzuordnen, einen Verstoß gegen die Religionsfreiheit, andere nicht. Unter anderem wurde angeregt, auch den Kontakt zu den betroffenen Schulen zu suchen. Sie hätten den ihnen vom Staat eingeräumten Spielraum noch nicht genutzt, um den russlanddeutschen Aussiedlern entgegenzukommen.

Die Kritik der Schulverweigerer entzündet sich vor allem am Sexualkundeunterricht und dem ihrer Meinung zu liberalen Religionsunterricht. VEF-Präsident Siegfried Großmann (Seesen), er ist zugleich auch BEFG-Präsident, sagte, es würde nicht leicht sein, den Gesprächfaden aufzunehmen. Dennoch müsse auch weiter eine „Gesprächsbrücke“ zu anderen Aussiedlern gesucht werden, hieß es.

Quelle: VEF Pressemitteilung, Kassel, 27. April 2005, Klaus Rösler