(MWC) STRASSBURG – Zwei mennonitische Gemeindeleiter in Vietnam berichten über die Misshandlungen, die sie im Gefängnis erdulden mussten. Die Mennonitische Weltkonferenz fordert die Freilassung der restlichen vier Gefangenen.
Nguyen Huu Nghia (24) und Nguyen Thanh Nhan (22) waren im März 2004 inhaftiert und Anfang Dezember freigelassen worden. Bei ihrer Gerichtsverhandlung am 12. Nobember waren sie zu neun Monaten Gefängnis verurteilt worden, die sie zu diesem Zeitpunkt bereits fast abgesessen hatten.
Nach ihrer Freilassung berichten die Brüder Nghia und Nan von Misshandlungen, die sie sowohl von den Gefängnisaufsehern als auch von Mitgefangenen erleiden mussten. Andere Häftlinge erhielten Extra-Rationen und Zigaretten als Belohnung, wenn sie die jungen Mennoniten schlugen.
Beide Männer berichten von schweren Schlägen und Tritten gegen den ganzen Körper von Beginn ihrer Verhaftung an. Die Misshandlungen wurden oft bis zur Bewusstlosigkeit fortgesetzt. Nach ein paar Spritzern kaltem Wasser wurde weiter geschlagen. Ihnen wurde nicht genügend Nahrung und Wasser zugestanden und die warme Kleidung, die Angehörige mitgebracht hatten, wurde ihnen nicht ausgehändigt.
“Ich weiss nicht, wie es in der Hölle ist, aber in den letzten Monaten fühlte ich mich als wäre ich dort gewesen,” berichtet Nghia.
Oftmals brachten die Offiziere Dokumente zum Unterzeichnen, wenn sie der Erschöpfung nahe waren. Sie sollten Straftaten zugeben oder Patsor Quang denunzieren, doch sie widersetzten sich.
Medizinische Untersuchungen nach ihrer Freilassung zeugen von schweren physischen Traumata und womöglich lebensgefährlichen Verletzungen. Doch trotz ihrer Leiden blieb der Glaube der beiden Männer stark.
Nhan meint dazu: “Ich leide nicht nur mit meinem Körper, sondern mit meinen Geist und meiner Seele … aber ich glaube stetig dass der Herr des Himmels mich hält und bewahrt und das der Herr Erweckung in unser Land bringt.“
Vier weitere Gemeindemitglieder, die auch am 12. November verurteilt wurden sind weiterhin in Gefangenschaft.
Gegen die Verurteilungen von Pastor Nguyen Hong Quang und Pham Ngoc Thach zu drei und zwei Jahren wurde Berufung eingelegt. Das Berufungsverfahren gegen die einjährige Haftstrafe für Nguyen Van Phuong wurde bereits abgelehnt.
Le Thi Hong Lien, welche die Brüder zum ersten Mal nach der Verhaftung im März wieder am Prozesstag im November zu Gesicht bekamen ist in einer sehr schlechten körperlichen und seelischen Verfassung. Sie redete nicht und weinte andauernd. Im Gericht antwortete sie nicht auf die Fragen des Richters, so dass man sie aus dem Gerichtsaal entfernen ließ. Trotz ihres körperlichen und seelischen Zusammenbruchs wurde sie zu 12 Monaten Haft verurteilt. Bei der Rückfahrt wurde sie von Polizeibeamten mehrmals geschlagen, weil sie ihre Befehle nicht verstanden hatte.
Die Mennonitische Weltkonferenz forderte bereits vor dem 12. November die Freilassung der Gefangenen wegen der unzutreffenden Anklagen. Anfang Januar, nach Veröffentlichung der Berichte der Freigelassenen, erging ein weiteres Schreiben an den Zuständigen Minister Ngo Yen Thi in Hanoi.
In dem Schreiben wurde neben höflichen Grüßen zum neuen Jahr ernsthafte Besorgnis über die schlechte Behandlung der „Sechs Mennoniten“ zum Ausdruck gebracht. Die behörden wurden aufgefordert, die Misshandlungen einzustellen und Frau Lien die bestmögliche medizinische Versorgung zukommen zu lassen.
Ausserdem wurde gefordert, die andauernden Haftstrafen der weiteren Gemeindeleiter auszusetzen und diese freizulassen.
Von Ferne Burkhardt, News Editor, Mennonite World Conference
Übersetzung: Benji Wiebe, www.mennonews.de