Der Mennonitische Geschichtsverein (MGV) setzt seine monatlichen Zoom-Abende zur Familienforschung fort und lädt Interessierte ein, sich am ersten Montag (fast) jeden Monats von 19:30 bis 21 Uhr einzuwählen. Die Veranstaltungsreihe soll den Austausch über die Familiengeschichte mennonitischer Familien fördern und überregional vernetzen.
Im Rahmen dieser Treffen fand am 4. November 2024 der zweite Erzählabend statt, der Erinnerungen und Familiengeschichten aus der NS-Zeit in den Mittelpunkt stellte. Unter reger Beteiligung und lebhaftem Austausch gaben Zeitzeugen Einblicke in die komplexe Vergangenheit der Mennonitengemeinden während des Nationalsozialismus.
Zu den Erzählern gehörte Rüdiger Fellmann, geboren 1930 in Mönchzell bei Sinsheim, der von den Erlebnissen seiner Familie und deren Beziehungen zu jüdischen Viehhändlern berichtete. Diese Geschäftsverbindungen wurden von den politischen Entwicklungen jener Zeit stark beeinflusst, führten jedoch auch nach dem Krieg vereinzelt zu Kontakten mit jüdischen Familien, wie etwa einem Treffen mit jüdischen Besuchern aus Israel. Die Erzählungen verdeutlichten, dass Mennoniten und Juden in mancher Hinsicht als kleinere, abgesonderte Gruppen im dörflichen Umfeld Parallelen erlebten. Der Abend ermöglichte es auch, auf die Erinnerungen von Mennoniten an Zwangsarbeiter in Mönchzell einzugehen, die während des Krieges auf verschiedenen Höfen tätig waren. Fotos illustrierten das gemeinsame Leben und Arbeiten, aber auch die schwierigen Umstände, unter denen die Zwangsarbeiter standen.
Ein weiteres Zeitzeugnis bot Walter Kaufmann, geboren 1937 in Bad Krozingen. Er schilderte, wie sein Vater, Rudolf Kaufmann, als überzeugter Mennonit den Waffendienst verweigerte und stattdessen im Sanitätsdienst diente. Diese Überzeugung prägte Walter Kaufmann nachhaltig und führte dazu, dass er selbst später den Wehrdienst verweigerte und junge Mennoniten in Fragen der Kriegsdienstverweigerung beriet. Die Erinnerungen Kaufmanns spiegelten zudem den Alltag auf dem Hof wider, der durch die Kriegsgeschehnisse stark beeinflusst wurde.
Ein ausführlicher Bericht findet sich auf den Seiten des Geschichtsvereins: https://www.mennonitischer-geschichtsverein.de/erzaehlabend-mit-erinnerungen-und-ueberlieferungen/
Für den nächsten Erzählabend am Montag, dem 2. Dezember 2024, lädt der Mennonitische Geschichtsverein zur Fortsetzung der Reihe ein. An diesem Abend wird Werner Reichart aus Dürrenäsch im Kanton Aargau über Samuel Fröhlich und dessen Einfluss auf die Neutäufer-Bewegung berichten. Fröhlich, der Begründer der sogenannten Fröhlichianer oder Nazarener, missionierte Mitte des 19. Jahrhunderts im süddeutschen Raum und zog dabei viele Mennoniten in seine Nachfolge. Der Abend verspricht spannende Einblicke in diese religiösen Entwicklungen, die bis heute Einfluss auf die evangelischen Täufergemeinden und die sogenannten Altmennoniten haben.
Mehr Informationen zur Veranstaltungsreihe und zur Teilnahme am Zoom-Meeting erhalten Interessierte direkt beim Mennonitischen Geschichtsverein, unter
https://www.mennonitischer-geschichtsverein.de/mennonitische-familienforschung-per-zoom/