Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, hat am Donnerstag, 8. Juni 2023, in der Nürnberger Jakobskirche eine Bibelarbeit im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentages gehalten und dabei dazu ermutigt, sich als unterschiedliche Konfessionen vermehrt in den Blick zu nehmen und zu entdecken.

Die Bibelarbeit zum Beginn des Kirchentages in Nürnberg mit dem Motto „Jetzt ist die Zeit“ stand unter der Überschrift „Meine Stunde ist noch nicht da“ aus dem 2. Kapitel des Johannesevangeliums – der Erzählung von der Hochzeit zu Kana in Galiläa (Johannes 2,1-12).

In seiner Einleitung betonte der griechisch-orthodoxe Theologe, dass es bei der Wandlung von Wasser in Wein in der Erzählung nicht um Magie oder Hokuspokus ginge, sondern viel mehr um Zeichen, die erkannt und gedeutet werden müssten. Mit Verweis auf die griechische Grundbedeutung stellte Miron den Unterschied zwischen Wunder und Zeichen heraus und benannte die sechs Krüge, in denen das Wasser in Wein verwandelt wird, nach den sechs thematischen Schwerpunkten, auf die er in seiner Bibelarbeit weiter einging: Zeichen, die Herrlichkeit, Eschatologie, die Stunde, Der dritte Tag und schließlich die Ökumene.

Das Entdecken der Stunde hinter der Zeit beispielsweise bedeute für Miron eschatologisch zu leben, „nicht bezogen auf eine bevorstehende Katastrophe, sondern im Sinne der Erkenntnis, dass es einen tieferen, vielfach verborgenen Sinn hinter den Dingen und hinter der Zeit gibt.“

Ähnlich verstehe er die Aufgabe für die Ökumene, hinter die eigene, vorgefertigte Perspektive über die „andere Kirche“ zu schauen, wie wenn man bei einem Memoryspiel die Karten umdecke, um passende Paare zu finden: „Christsein bedeutet, zu wissen, dass es das andere Kärtchen gibt und wo es in etwa liegt“, veranschaulichte der Erzpriester den Gedanken und ergänzte: „So schön mein eigenes Kärtchen auch ist, es ist und bleibt unvollständig ohne das andere.“

Zum Abschluss der Bibelarbeit, die musikalisch von dem Evangelischen Posaunenchor Genkingen aus Württemberg begleitet wurde, zog Miron das Fazit: „Christ ist also, wer das andere Kärtchen, das dazu passt, sucht: im Umgang mit der Zeit, im Umgang mit den anderen Menschen, und – das betrifft uns in der Ökumene – mit den anderen Kirchen.“ Dann, so der ACK-Vorsitzende „entdecken wir das Reich Gottes, wo wir es gar nicht vermuten“.

Zu dieser Entdeckungsreise bietet der Kirchentag in Nürnberg zahlreiche Möglichkeiten. Gemeinsam mit fast sämtlichen 25 Gast- und Mitgliedskirchen hat die ACK ein vielfältiges und lebendiges Programm für den Kirchentag mitvorbereitet, das sich in einer eigenen kleinen „Stadt der Ökumene“ rund um den Jakobsplatz präsentiert. Das Angebot auf dem Platz ist auch für Personen ohne Eintrittskarte zum Kirchentag besuchbar.

(Foto ACK/Haverland)