Die Geschichte der Mennoniten in der DDR ist reichhaltig und vielfältig. Die meisten kamen als Flüchtlinge am Ende des Zweiten Weltkriegs aus Ost- und Westpreußen in das Gebiet der späteren Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR. Mit Unterstützung ihrer Glaubensgeschwister aus Nordamerika wurden die geflohenen Mennoniten und andere Bedürftige von Berlin (West) aus mit Hilfsgütern versorgt und seelsorgerlich betreut. Viele flohen weiter in den Westen. Die Pakete aus Nordamerika und die Hilfe zur Flucht führten bei der DDR-Regierung zu Argwohn und Verfolgung, so dass die Mennoniten 1952 in der DDR verboten werden sollten. Aus verschiedenen Gründen kam es jedoch nicht dazu. Ab 1952 war das Menno-Heim in Berlin (West) Anlauf- und Versammlungsort der Mennoniten, auch aus der DDR. Bis zum Bau der Berliner Mauer (Beginn 13. August 1961) war die Überschreitung der Grenze (mit Schwierigkeiten) noch möglich, danach konnten die Mennoniten die DDR nicht mehr verlassen. Sie gründeten eine eigene Gemeinde: Mennoniten-Gemeinde in der DDR. Nach Einschüchterung und Anpassung folgte eine annähernd friedliche Koexistenz, allerdings immer unter den Augen der Staatssicherheit (Stasi). Dieser gelang es in den 1980er Jahren, einen Informellen Mitarbeiter (IM) als Pastor bei den Mennoniten zu platzieren.

In einer mehrdimensionalen Ausstellung auf ca. 200qm mit Informationstafeln, historischen Objekten, Video- und Audio-Dokumenten sowie Anregungen zum Selbst-aktiv-Werden wird diese Geschichte in all ihren Phasen erzählt und anschaulich gemacht.

Begleitend gibt es drei Veranstaltungen:

Podiumsgespräch am Dienstag, dem 17. Mai 2022, um 19 Uhr
„Kirchliche Friedensgespräche zwischen Ost und West in den 1980er Jahren und heute: Illusion oder Chance?“ Dabei soll es im weitesten Sinne um Christlich-Marxistische Dialoge, Aktivitäten von Friedensgruppen damals, aber auch um Möglichkeiten von Ost-West-Gesprächen heute gehen. Welche Rolle nahmen und nehmen die Kirchen ein?
Mit dabei: Dr. Sabine Kuder (Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur, Grußwort), Elmar Jehn (Journalist, ehem. Chefredakteur Berliner Zeitung/Berliner Kurier, Moderation), Dr. Marie Anne Subklew-Jeutner (forschte über den Pankower Friedenskreis), Prof. Dr. Konrad Raiser (ehem. Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen), Pastor i. R. Reinhard Assmann (forscht über die Geschichte der Baptisten in der DDR) und Pastor i.R. Bernhard Thiessen (Forschungsprojekt „Mennoniten in der DDR“).

Interview und Chorkonzert am Donnerstag, 19. Mai 2022, 19 Uhr
Prof. Dr. Mark Jantzen (Historiker, Bethel College, Kansas, USA) studierte von 1988 bis 1991 an der Humboldt-Universität in Berlin (Hauptstadt der DDR). Als Amerikaner hat er den Fall der Mauer miterlebt. Bernhard Thiessen wird ihn über seine Erfahrungen befragen. Danach werden alle Zuhörenden in den Genuss eines Konzertes des Bethel College Choir mit über 40 Personen kommen.

Zeitzeugengespräch am Samstag, dem 21. Mai 2022, um 17 Uhr
Mennoniten und Baptisten werden über ihre Erfahrungen in der DDR und nach der Wende sprechen, dazu gibt es Ausschnitte aus historischen Filminterviews mit Vorstandsmitgliedern der Mennoniten-Gemeinde in der DDR von Anfang der 1990er Jahre.

Vor Ort und im Netz
Ort aller Veranstaltungen und der Ausstellung ist die Baptistengemeinde, Hauptstraße 125a, 10827 Berlin-Schöneberg
Geöffnet ist die Ausstellung von Dienstag bis Samstag von 10 bis 13 Uhr sowie von 16 bis 20 Uhr und während der Veranstaltungen.
Zur persönlichen Teilnahme unter den dann geltenden Hygienebestimmungen ist eine Anmeldung per E-Mail hilfreich: info@mennoniten-ddr.de

Alle Veranstaltungen können auch online miterlebt werden und zwar mit demselben Link wie zum „Digitalen Donnerstag der AMG“. Mehr dazu zeitnah zum Ereignis auf der Website www.mennoniten-ddr.de