HAMBURG – Die Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen (Universität Hamburg) verleiht den diesjährigen Menno-Simons-Predigtpreis an den Leiter der Kulturredaktion von NDR 90,3, Daniel Kaiser. Die prämierte Predigt wurde vor einem Jahr am Palmsonntag (Sonntag vor Ostern, 5. April 2020) im Gottesdienst der Mennonitenkirche Hamburg-Altona gehalten, während der Zeit des ersten Lockdowns, live im NDR übertragen. Dieser Gottesdienst kann auf den Seiten des NDR nachgesehen werden. Die Preisverleihung soll später im Jahr erfolgen, sobald die Infektionszahlen dies erlauben.
Die prämierte Predigt über „Die Salbung in Betanien“ (Markus-Evangelium 14:3-9) besticht durch ihre klare, eindeutige Sprache, ohne inhaltlich zu verflachen. Kurzweilig erzählt Daniel Kaiser die Begebenheit nach, in der eine Frau in die „Männerrunde“ der Jünger tritt und Jesus mit teurem Öl salbt. Skandalös, denn mit dem Erlös aus dem Verkauf dieses Öls hätte vielen Armen geholfen werden können! Kaiser versteht es hervorragend, diese Geschichte in den gegenwärtigen Kontext der Corona-Pandemie zu übertragen. Moralisierende Abwägungen treten in den Hintergrund, wenn die Frage nach den unmittelbaren Bedürfnissen zugelassen wird: Was ist hier nötig? Wer braucht hier was? – Mitgefühl, Zuwendung, Zärtlichkeit. Jesus wird hier zum „Christus“ (d.h. der Gesalbte).
„Denn da, wo wir uns verschwenden, wo wir uns verschenken, genau da in diesem kostbaren Moment berühren sich Himmel und Erde“, so schließt die Predigt.
Daniel Kaiser, geb. 1972, hat nach dem Abitur auf dem Katharineum zu Lübeck Evangelische Theologie in Neuendettelsau, Heidelberg und Hamburg studiert, wechselte aber schließlich zum Journalismus. Nach Stationen bei Radio Hamburg, NDR 2 und NDR Info ist er heute Leiter der Kulturredaktion des Hamburger Radiosenders NDR 90,3 und einer der Hosts des beliebten Bücher-Podcasts „eat.READ.sleep“. Kaiser ist Gemeindeältester in der Hamburger Hauptkirche St. Petri. Er predigt regelmäßig ehrenamtlich in verschiedenen norddeutschen Kirchengemeinden, hat auch immer seine Querflöte im Gepäck und übernimmt gelegentlich Orgeldienste.
Mit dem Menno-Simons-Predigtpreis sollen Predigten angeregt und gewürdigt werden, die „das biblische Zeugnis im Licht der täuferisch?mennonitischen Tradition zur Sprache bringen“. Im Horizont gelebter Ökumene sollen sie friedenskirchliche Orientierung fördern und durch Glaubwürdigkeit überzeugen, um spirituelle Stärkung zu bieten. Ferner sollen die Predigten zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen des öffentlichen Lebens anregen – über die eigenen konfessionellen Grenzen hinaus.
Der Preis wurde von Dr. h.c. Annelie Kümpers-Greve (1946–2017), Mitglied der Mennonitengemeinde Hamburg-Altona, gestiftet. Er ist mit Euro 2.000 dotiert und geht zur Hälfte an den Preisträger, zur anderen Hälfte an die Gemeinde, zu der er/sie gehört, um „wissenschaftlich reflektierte Bibelarbeiten im Wirkfeld der Predigenden zu fördern“.
Vorsitzender der Jury ist Prof. Dr. Fernando Enns (Stiftungsprofessur `Theologie der Friedenskirchen´), als externer Gutachter fungiert Prof. em. Hans-Martin Gutmann (Praktische Theologie, Universität Hamburg). Weitere Mitglieder sind die mennonitischen Theolog:innen Lukas Amstutz (Schweiz), Pastorin Christina Duhoux (Niederlande), Pastorin Birgit Foth (Ludwigshafen), Pfarrerin Dr. Christiane Karrer (Niederlande) und Heinrich Wiens (Detmold).
Die Frage nach unmittelbaten Bedürfnissen heute in der Carona- Zeit darf uns nie gleichgültig oder Ich- bezogen sein.Diese Predigt spricht total in unsere gegenwärtige Situation.
Werden wir Nachahmer….