AUGSBURG – Auch in Augsburg sind derzeit sämtliche Gottesdienste verboten. Die Augsburger Mennonitengemeinde hat sich wie andere Gemeinden ins Internet geflüchtet. Dort traf man sich nun auch via Zoom an Karfreitag und zum Ostergottesdienst. Ostern 1528 hatte dasselbe Datum wie Ostern 2020. Damals kamen hundert Täufer und Täuferinnen ins Haus der Susanna Daucher im Lechviertel. In aller Frühe wollten sie miteinander die Auferstehung Christi feiern. Die heutige Mennonitengemeinde erinnerte in ihrem online Ostergottesdienst an dieses Ereignis vor 492 Jahren. Gerne hätte die Gemeinde sich am Daucherhaus Ecke Hinterer Lech / Schleifergässchen getroffen und auch ökumenisch dazu eingeladen. Angesichts der gegenwärtigen Corona-Krise war das Treffen jedoch nur per Internet möglich.

Vor 492 Jahren waren jedoch nicht alle Gottesdienste verboten. Die Reformation war in ihrem frühen Stadium. Die Anhänger Luthers, Zwinglis und immer noch auch die „Papisten“, also die Katholiken, durften sich in ihren jeweiligen Kirchen versammeln. Die Stadt finanzierte sogar die reformatorisch gesinnten Prediger. Doch die Versammlungen der Täufer verboten. Das war nicht nur in Augsburg so, sondern landauf, landab fast überall. In Augsburg hatte es allerdings 1526-27 eine Phase relativer Toleranz gegeben. Die Gartengeschwister, wie sie wegen ihrer Versammlungen sommers in Gärten genannt wurden, konnten anderthalb Jahre halb geduldet als Untergrundgemeinde existieren.

Am 12. April 1528 jedoch wurde die Repressionsschraube angezogen. Die Osterversammlung wurde von der Stadtwache gesprengt. Achtundachtzig  verbliebenen Teilnehmer verhaftet, die Auswärtigen gleich ausgewiesen, die Einheimischen (auch unter Folter) vehört. Drei mit glühenden Eisen die Backe gebrandmarkt, einer Frau die Zunge rausgeschnitten. Gegen Hans Leupold, Vorsteher der Gemeinde wird nach knapp zwei Wochen Haft und Verhören ein Urteil gefällt: Aus Gnaden soll er mit dem Schwert vom Leben zum Tod gerichtet werden. Als es ihm vor dem Rathaus verlesen wird, ruft er mit lauter Stimme: „Nicht also Ihr Herren von Augsburg, sondern aus dem Tod zum Leben!“ Noch am selben Tag, dem 25.4.1528, wird er enthauptet.

Die Erinnerung an dieses Geschehen am Ostersonntag mit demselben Datum 1528 und 2020 hätte der Auftakt sein können zur Augsburger Eröffnung der geplanten Halbdekade „Gewagt! 2020-2025, Erinnerung an 500 Jahre Täuferbewegung“. In den nächsten fünf Jahren soll sie vorbereiten auf das Jahr 2025, 500 Jahre Täuferbewegung. Die Halbdekade wird getragen von der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG), dem baptistischen Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Im Laufe des Jahres 2020 wird es hoffentlich Gelegenheit geben „Gewagt! 2020-2025“ zu eröffnen.

Gewagt! 2020-2025, 500 Jahre Täuferbewegung www.taeuferbewegung2025.de