Der Gouverneur der Region Nordägäis hat die Schließung des alternativen Lagers Pikpa/Lesbos angedroht. Pikpa ist ein kleines Zentrum. Etwa 100 Menschen können in diesem offenen, geschützen Camp auf ihre Asylanträge warten. Anders als im staatlichen „Empfangszentrum Moria“ können sich die Bewohner an den Regeln für das Lager beteiligen. Seit vielen Jahren sorgen Freiwillige, auch von Christian Peacemaker Teams und das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee (DMFK), für eine freundliche Willkommenskultur. – In einem Schreiben bittet Jakob Fehr, Friedensarbeiter der DMFK um „Gebete und sonstige Unterstützung in diese schwierigen Tagen“.

Lesvos Solidarity berichtet: „Obwohl Pikpa sauberer und ordentlicher ist als Moria, wurde die Schließung nach einer Gesundheitsinspektion angeordnet. Moniert wurden Mängel in der Gemeinschaftsküche, bei der Lebensmittelverteilung und ein Leck im Wassertank für die Waschmaschinen. Darum sei Pikpa gefährlich für öffentliche Gesundheit und Umwelt. Die Inspektion geschah jedoch gerade dann, als Pikpa 350 kurdische Flüchtlinge aufnahm, die das Lager Moria nach Ausschreitungen verlassen hatten. Es wurden sogar mehrere Inspektionsdienste ins Lager geschickt. Außerdem hatten einige benachbarte Hotelbesitzer ein Gerichtsverfahren angestrengt, das am 6.7.18 eröffnet wurde. Wir betrachten die Schließung von Pikpa als politische Entscheidung gegen das Modell eines solidarischen Aufnahmezenturms. Seit Jahren organisieren Gruppen und Freiwillige dieses kleine, gemeindebasierte Lager für die bedürftigsten Flüchtlinge der Insel. Inzwischen wurden insgesamt über 30.000 Flüchtlinge aufgenommen, ohne finanzielle Unterstützung des Staates, der EU oder des UNHCR. Der langjährige und international anerkannte Beitrag des Lagers Pikpa zur Flüchtlingshilfe auf Lesbos hat es zu einem Symbol der Solidarität gemacht. Eigentlich erfordern die Bedingungen im staalichen Lager Moria ein Eingreifen des Gouverneurs zum Schutz von Gesundheit und Umwelt. Wir halten seine Entscheidung für unbegründet und ungerecht und sehen darin einen schweren Schlag gegen alle Solidaritätsaktionen auf der Insel.“

Jakob Fehr, DMFK