NEUDIETENDORF – Gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Theologischen Hochschule Friedensau lädt die Evangelische Akademie Thüringen in Kooperation mit dem Verein für Freikirchenforschung e.V. vom 2. bis 3. März 2017 zur Tagung „Evangelische Freikirchen im Nationalsozialismus“ ins Zinzendorfhaus nach Neudietendorf bei Erfurt ein.

1933 bat ein freikirchlicher Christ beim preußischen Kultusministerium um Auskunft, ob uns als Mennoniten, die heutige Regierung noch die alten Glaubensrechte zu erkennt“. Er erhielt die Antwort, dass von „einer Änderung des bisherigen Rechtszustandes hinsichtlich der Glaubensgemeinschaft der Mennoniten“ nichts bekannt sei.

Evangelische Freikirchen verfügen über eine zum Teil stark ausgeprägte, gegen das staatliche und staatskirchliche Handeln gerichtete nonkonformistische Tradition. Solche Glaubensgemeinschaften wurden zunächst bekämpft, dann geduldet und am Ende des 19. Jahrhunderts zum Teil rechtlich anerkannt; doch erst die Weimarer Reichsverfassung von 1919 öffnete ihnen die Tür zur Gleichstellung mit den großen Kirchen. Welche Loyalitätsforderungen hat dann der NS-Staat an Freikirchen gestellt und wie sind diese Glaubensgemeinschaften damit umgegangen?

Die Tagung will den Blick für ein Spektrum von christlichem Denken und Handeln in den Jahren 1933 bis 1945 öffnen, das jenseits der bereits seit längerem erforschten Geschichte von Staat und Kirche im Nationalsozialismus liegt. Es werden so Spielräume und Grenzen eigensinnigen und widerständigen Verhaltens untersucht, ebenso wie erzwungene Loyalität und freiwillige Identifikation mit dem Nationalsozialismus. Die Tagung nimmt dabei unterschiedliche evangelische Freikirchen in den Blick und stellt sie in den Kontext anderer Gemeinschaften (wie den Zeugen Jehovas). Dabei wird auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte nach 1945 thematisiert sowie der Frage nach der Relevanz dieser Überlegungen für die Gegenwart nachgegangen.

Details unter http://ev-akademie-thueringen.de/veranstaltungen/1184/