SELBITZ – Friedenserziehung und die Entwicklung einer glaubwürdigen Alternative zum UN-Konzept der militärischen Intervention aus einer Schutzverantwortung heraus müssen zentrale Themen für die im Herbst stattfindende Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Busan, Südkorea sein. Dies forderte die Internationale Konferenz von Church and Peace, dem europäischen Netzwerk christlicher Gemeinschaften, Kirchen und Friedensorganisationen, die vom 31.5. bis 2.6. bei der Communität Christusbruder Selbitz stattfand, einem langjährigen Mitglied des Netzwerks.

Unter dem Tagungstitel „Suchet der Stadt Bestes – der prophetische Auftrag der Kirche“ kritisierten die Teilnehmenden aus 11 Ländern die unzulänglichen Bemühungen der Staaten, Alternativen zu militärischer Gewalt zu entwickeln und in konkrete Politik umzusetzen. Bei Konflikten und Bürgerkriegen wie zurzeit in Mali oder Syrien, werde die militärische Intervention in der Öffentlichkeit oft als einzig wirksame Handlungsalternative zum ‚Nichtstun‘ diskutiert. Dagegen, so die Konferenzteilnehmer, müssten vielmehr aktive Konfliktprävention und die Aufdeckung der hinter der Rüstungsproduktion und dem weltweiten Waffenhandel stehenden Interessen ins Zentrum des öffentlichen Diskurses rücken.

Wenn Kirchen und religiöse Gemeinschaften die Gewaltfreiheit Jesu als einzige Option aufnehmen, bedeutet dies eine bewusste Entscheidung gegen den Krieg. Dafür einzustehen, ist der prophetische Auftrag der Kirche Jesu. „Wir werden nicht am Altar des militärisch-industriellen Komplexes beten, der so viele der Wirtschaftssysteme dieser Welt antreibt“, so der britische Neutestamentler Lloyd Pietersen, der in seinem Beitrag der Frage nachging, wie sich der Apostel Paulus heute wohl zur Occupy-Bewegung verhalten würde.

Alen Kristi?, Theologe und Religionswissenschaftler aus Bosnien, sieht im kritiklosem Zusammenwirken von Staat und jeweiligen dominanten religiösen Gemeinschaften eine Ursache für die bis heute mangelnde Demokratie- und Friedensfähigkeit in seiner Region. Aus seiner Sicht sind es die vielen Einzelpersonen und Gruppen, die, unabhängig und häufig motiviert durch die Friedensbotschaft ihres Glaubens, nachhaltige Friedensarbeit leisten und damit zu Hoffnungsträgern werden.

Die Teilnehmenden der Tagung haben konkrete Erfahrungen aus ihrer praktischen Basisarbeit aus- getauscht und sich gegenseitig ermutigt. Besonders wichtig waren die Beiträge der Anwesenden aus Südosteuropa.
Die Vorträge sind demnächst nachzulesen auf der Homepage: www.church-and-peace.org