KARLSRUHE – Das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee (DMFK) rief und 32 Teilnehmer und Teilnehmerinnen kamen auf den Thomashof, um nach der Zukunft der Friedensarbeit zu fragen. Es war eine bunt gemischte Gruppe: Männer und Frauen, Jugendliche und Ältere, Schwaben, Bayern und Pfälzer .. nur Norddeutschland hätte besser vertreten sein können. Auch Beobachter aus Hilfswerk, Christliche Dienste, dem Mennonitischen Friedenszentrum Berlin und dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden (AMG) arbeiteten mit. Andreas Kielwein von „Metanoia Consulting“ führte durch ein straffes Programm. Auf Fragen, ob es denn gar so streng zugehen müsse, antwortete der Moderator mit dem palästinensischen Sprichwort: „Wenn du wissen willst, wieviel Öl in einer Olive steckt, musst du sie unter Druck setzen.“

Am Freitagabend brachte Wolfgang Krauß eine Bestandsaufnahme der jetzigen Struktur und Zielsetzung des DMFK im Gesamtkontext der AMG und ihrer Werke. Anhand typischer Bilder aus fünf Jahrzehnten skizzierte er die Phasen und Paradigmenwechsel der Friedensarbeit: Von der Gründung der Institution 1956 über die Fragen gesellschaftlicher Relevanz Ende der 60er Jahre, der biblisch theologischen Begründung, der Professionalisierung durch angestellte Mitarbeiter ab 1984, der internationalen Projektarbeit seit dem Golfkrieg 1990 und den Kriegen in Ex-Jugoslawien ab 1992, bis zur Schwerpunktsetzung Konfliktbearbeitung und Mediation ab 1999.

Am Samstag kamen im Wechsel von Plenum und Kleingruppen alle Aspekte der Friedensarbeit auf den Prüfstand. Von der Vision über Zielsetzungen, gesellschaftlichen Kontext, Zielgruppen, strategische Ausrichtung, Arbeitsformen und Organisationsstrukturen wurden ausgehend vom jeweiligen Ist-Zustand, der anzustrebende Soll-Zustand skizziert und überlegt, welches Handeln zur Verwirklichung führen kann. Die in Kleingruppen erarbeiteten Ergebnisse wurden jeweils mit Zetteln an Pinnwänden dargestellt, in verschiedenen Abläufen verändert und schließlich im Plenum besprochen und angenommen. Am Sonntagmorgen wurde der Sack zugebunden, bzw. das ausgepresste Öl in Fässer gefüllt und mit Etiketten versehen. Zu den einzelnen Zielsetzungen und Maßnahmenplanungen wurden Verantwortliche und Termine genannt. Manche der Formulierungen müssen noch weiter ausformuliert werden. Die Zukunftswerkstatt war ein Raum zum Prüfen und Neuentwerfen. Entscheiden soll die DMFK-Mitgliederversammlung am 16.2.2008 in Bammental. Bis dann werden Arbeitsgruppen noch an der Konkretisierung feilen.

Einige der Thomashöfer Entwürfe seien als Beispiel genannt. Die Vision der Friedensarbeit wurde so formuliert: „Gottes Frieden und Gerechtigkeit sollen in dieser Welt sichtbar werden. Wir wollen Gemeinden befähigen, dazu Werkzeug zu sein.“ Zur strategischen Ausrichtung (wozu) sollen bis zur MV Fragen der Zielsetzung (warum), Aufgaben (was), Mandate (wer) und Prioritäten (wieviel) geklärt werden. Die Interessen und Bedürfnisse von Jugendlichen sollen stärker berücksichtigt werden. Die Zusammenarbeit und Synergien der mennonitischen Werke sollen durch Erarbeitung eines Konzeptes verbessert werden. Das Konzept soll bis 2009 gemeinsam erarbeitet werden. Ein Werkeforum, eine Koordinationsstelle oder was auch immer soll bis 2013 entstehen.

Wem das nun alles wie Organisationschinesisch klingt, dem sei gesagt, dass es genau das ist. Die Organisation DMFK hat begonnen, ihre Struktur und Organisationsform zu durchleuchten und neu zu konzipieren. Wer mehr davon verstehen will und mitarbeiten möchte, ist zur kommenden MV eingeladen. Dort sollen die Ergebnisse „verabschiedet“ werden.

In einem Abendmahlsgottesdienst klang die Zukunftswerkstatt aus. In seiner Predigt zu 1. Korinther 1, 27f setzte Andreas Kielwein einen Kontrapunkt zur bisherigen Bemühung die Organisation zu „stark zu machen“. Indem Gott sich zu unserer Schwäche stellt, wird die normale Ordnung der Welt auf den Kopf gestellt. Mit der Menschwerdung Gottes beginnen die Schwachen die mächtigen Strukturen der Ungerechtigkeit und Gewalt zu überwinden.

Wird die Friedensarbeit nun neu gegründet oder neu erfunden? Einerseits ja, denn vieles wird nicht so bleiben, wie es war. Andererseits nein, denn „das Rad“ muss nicht neu erfunden werden. Es geht darum, einmal nicht nur mit dem Ölzweig zu winken, sondern auch nachzusehen, wieviel Öl in den Früchten steckt. Das DMFK wird weiter danach trachten, den Frieden Gottes Gestalt gewinnen zu lassen: Ein Frieden, der nicht mit Panzern und Raketen daherkommt, sondern sich in der Schwachheit des Gekreuzigten zeigt. Er kommt seinen Feinden ohne Waffen entgegen und in ihm offenbaren sich die Liebe und Weisheit Gottes.

Wolfgang Krauß, http://www.dmfk.de