KIGALI / MCC – Der Vorhang geht auf: Violette Mukamurara steht vor einem Problem. Sie ist schwanger geworden und weiß nicht, ob ihr Freund HIV-positiv ist. „Nichts kann die Liebe aufhalten“, sagt Mukamurara, aber ihre Schwangerschaft macht ihr große Sorgen. Auf den Ratschlag eines Freundes hin entscheidet sie sich für den Gang ins Krankenhaus, um einen HIV-Test zu machen und sich Hilfe zu holen, damit sie ein gesundes Baby auf die Welt bringt.
So weit die Handlung eines mitreißenden Anspiels, das von einer Gruppe junger Erwachsener aufgeführt wird, um junge Menschen über Aids aufzuklären. Die Schauspieler/innen gehören zu einem Verein namens „Rengera Ubuzima“, zu Deutsch „Leben retten“, das in Schulen Theater-, Chor- und Tanzvorstellungen zum Thema Aids gibt. Ihr Theaterstück erzählt eine fiktive Geschichte, aber in ihr wird ein Problem dargestellt, mit dem sich heute viele Heranwachsende in Ruanda konfrontiert sehen.
Eine Folge des ruandischen Völkermords, dem 1994 fast eine Million Menschen zum Opfer fielen, ist eine hohe Aidsrate. Es kam zu zahlreichen Vergewaltigungen; nach dem Völkermord wurde für einige Frauen die Prostitution zur Überlebensstrategie. Während Ruanda sich noch müht, die Schrecken jener Zeit hinter sich zu lassen, setzen sich die jungen Erwachsenen von „Rengera Ubuzima“ und anderen Friedensvereinen sowohl gegen die Verbreitung von Aids als auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ein.
„Wir fordern die Bevölkerung zur Einigkeit auf, damit wir gemeinsam gegen Aids vorgehen können“, erklärt Thomas Ndizeye, der Vorsitzende des Vereins.
Das Mennonite Central Committee (MCC) fördert „Rengera Ubuzima“ und 14 weitere Vereine für junge Erwachsene bei der Arbeit zur Aufklärung über Aids und für den Frieden in Ruanda. Alle Gruppen werden von der Organisation „Peace House“ (Friedenshaus) eingerichtet und geschult. Hierbei handelt es sich um eine MCC-Partnerorganisation in Kigali, ein Werk der ruandischen evangelikalen Quäkergemeinden.
Die Konflikte zwischen der ethnischen Mehrheit der Hutu und der ethnischen Minderheit der Tutsi in Ruanda lagen dem Völkermord 1994 zugrunde. Damals organisierten Hutu-Extremisten Massentötungen von Tutsi und gemäßigten Hutu. Unter den 43 Mitgliedern von „Rengera Ubuzima“ sind beide Volksgruppen vertreten. Von den vier führenden Vereinsmitgliedern sind zwei Hutu und zwei Tutsi; sie alle wurden durch den Genozid von 1994 bzw. durch den unmittelbar auf ihn folgenden Bürgerkrieg zu Waisen. „Heute sind wir gute Freunde, obwohl unsere Eltern auf unterschiedlich Weise getötet wurden“, sagt Ndizeye.
„Rengera Ubuzima“ kommt zweimal pro Woche zusammen, um zu singen und die Theaterstücke zu proben. Etwa einmal im Monat spielen sie bei öffentlichen Versammlungen in Schulen. Mit der Finanzhilfe des MCC konnte „Rengera Ubuzima“ traditionelle Tanztrachten sowie Fußbälle für eine Frauenmannschaft anschaffen. „Peace House“ richtet dieses Jahr mit Unterstützung des MCC zehn weitere Vereine ein.
N. Adock Musafiri, der Koordinator des Programms, berichtet, dass „Peace House“ inzwischen auch anfängt, die Vereine in der Förderung von Menschenrechten, Demokratie und Umweltschutz zu schulen, zusätzlich zur Aids-Aufklärung und Friedenserziehung.
„In Anbetracht der Probleme in Ruanda ist es schwierig, das Denken der älteren Menschen zu verändern“, erklärt Musafiri, der früher Beamter war. „Aber bei den jungen Leuten ist es nicht schwer. Ich hoffe, dass die Jugend sich wandeln kann, damit sie morgen ein schönes Land haben kann.“
Autor: Tim Shenk- MCC-Öffentlichkeitsarbeit.
Übersetzung: cof