BRETTEN – Am Donnerstag, 15.12.2016, macht um 19 Uhr der „Europäische Stationenweg – Geschichten auf Reisen“ in der Stiftskirche Bretten Station, ein Projekt im Rahmen des Reformationsjubiläums. Philipp Melanchthon wurde 1497 in Bretten geboren. Der Weggefährte und Freund Martin Luthers gilt selbst als wichtiger Reformator. Sein 1530 verfasstes Augsburger Bekenntnis ist bis heute eine zentrale lutherische Bekenntnisschrift. Die Abendveranstaltung am 15.12.16 würdigt sein Wirken, samt Licht- und Schattenseiten.

Gespräch und Kabarett, Musik und Theater wechseln sich ab in der Brettener Stiftskirche. Besondere Gäste des Abends sind auch der badische Landesbischof Jochen Cornelius Bundschuh und der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen Reverend Dr. Olaf Tykse Tveit. Moderiert wird der Abend von Wolf Dieter Steinmann, Rundfunkpfarrer der badischen Landeskirche.

Zwei Themen greift die Brettener Station auf: Ökumene und Frieden. Melanchthon gilt als der Ökumeniker unter den Reformatoren. Sein Motto „Der Mensch ist zum wechselseitigen Gespräch geboren“ brachte ihm in der Reformation bei manchen den Ruf des Leisetreters ein. Heute schätzt man gerade diese Seite seines Wirkens. Die katholische Theologieprofessorin Johanna Rahner aus Tübingen wird die Bedeutung Melanchthons für die evangelisch-katholische Ökumene würdigen.

Auch beim Thema Frieden stellte Melanchthon wichtige Weichen – allerdings in die falsche Richtung. Seine Verurteilung des Pazifismus der Täufer im Augsburger Bekenntnis hatte für täuferische Christen schlimme Folgen. In theologischen Gutachten rechtfertigte er zudem die Todesstrafe für halsstarrige Täufer. Auch von lutherischen Obrigkeiten wurden viele hingerichtet. Erst 2010 bat der Lutherische Weltbund bei seiner Vollversammlung in Stuttgart die Mennonitische Weltkonferenz als Nachfahren der Täufer um Vergebung der Schuld, die lutherische Christen in der Reformationszeit auf sich geladen hatten. Wolfgang Krauß von der Mennonitengemeinde Heidelberg-Bammental wird auf die Verfolgung der Täufer eingehen und von der Aussöhnung zwischen Lutheranern und Mennoniten berichten.

Der Melanchthonbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Baden, Pfarrer Hendrik Stössel und der Leiter der Europäischen Melanchthonakademie in Bretten, Günter Frank, kommen zu Melanchthons Wirken zu Wort.

Der Stationenweg will „Geschichten auf Reisen“ erzählen und die „Reformation als Roadshow quer durch Europa“ anschaulich machen. Dazu wird am Mittwoch, 24.12.16, 17:30 Uhr ein besonderer LKW, das Geschichtenmobil des Stationenwegs, in Bretten begrüßt. Hier werden die Geschichten der Brettener Station vorgestellt.

Der Stationenweg wird organisiert vom Reformationsjubiläum 2017 e.V. (r2017) in Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK). Er führt über 68 Stationen in 19 europäischen Ländern und startete am 3.11.2016 Genf, der „Hauptstadt der Ökume-ne“. Letzte Station ist am 18.5.2017 Bernburg, Sachsen-Anhalt, bevor der LKW am 20.5.2017 in Wittenberg ankommt und dort in die „Weltausstellung Reformation – Tore der Freiheit“ mündet. An allen Stationen werden regionale (Reformations-)Geschichten von den gastgebenden Kirchen in Kooperation mit kommunalen und zivilgesellschaftlichen Partnern inszeniert. Die Geschichten werden unterwegs gesammelt und während der Weltausstellung Reformation in Wittenberg vom 20.5. bis 10.9.2017 gezeigt.

Bretten gehört zum europäischen Verbund der Reformationsstädte. Das heutige Melanchthonhaus wurde 1897 in neugotischem Stil an der Stelle des 1689 abgebrannten Geburtshauses des Refor-mators errichtet. Es dient als Gedenkstätte, beherbergt eine umfangreiche Bibliothek auch mit Originalhandschriften Melanchthons. Neben einem Museum beherbergt es auch die Europäische Melanchthonakademie.

Mehr Info: https://r2017.org

Auch in Zürich machte der Stationenweg Halt

2 Kommentare zu “Ein evangelisch – katholisch – mennonitischer Dialog in Bretten”
  1. Ja, es bleibt weiterhin aktuell, die Geschichte der Reformation und die Weiterführung durch die Täufer differenziert zu diskutieren und nicht – wie ich über Jahre festgestellt habe – zu vereinfachen und zu verzerren, wie es in vielen Bearbeitungen im Zusammenhang mit der Täufergeschichte in Münster geschehen ist. Zu dieser weiteren ökumenischen Suche, Bearbeitung und Information, wie dies durch die „Reformation als Roadshow quer durch Europa“ getan wird, bedanke ich mich und wünsche guten Erfolg!

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