In diesem Jahr verleiht die Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen (Universität Hamburg) den Menno-Simons-Predigtpreis an Betty Pries, diplomierte Mediatorin in Kanada und Doktorandin der Theologie an der Freien Universität Amsterdam.
In ihrer Advents-Predigt geht Pries von der Welt aus, wie sie sich ihr nach den letzten Präsidentschaftswahlen in den USA darstellt: Rassismus, Sexismus und Homophobie scheinen von neuem entfesselt zu sein, auch in Kanada, ja in der ganzen Welt. Sie beobachtet eine Wende hin zu Ausgrenzung, Hass und Angst vor anderen Kulturen und Religionen. Im persönlichen Bereich möge das schlicht zu großer Traurigkeit führen, im Gesellschaftlichen und Internationalen entwickele sich daraus leicht eine gefährliche Dynamik. Leben wir in apokalyptischen Zeiten?, fragt Pries – Apokalyptik offenbart, was „in unseren Herzen ist“.
Das mag der Grund sein, warum in der Adventszeit seit alters her apokalyptische Texte der Bibel gepredigt werden. Der hier prämierten Predigt liegt die Rede vom Gericht Gottes zugrunde (Matthäus 24:36?44): Gott kommt “wie ein Dieb in der Nacht”!
Betty Pries, 1970 in Winnipeg (Manitoba) geboren, wuchs in einer mennonitischen Familie auf. Ihre Eltern waren 1943 aus der Ukraine geflohen und kamen – über Paraguay – schließlich nach Kanada. Heute lebt und arbeitet sie in der Universitätsstadt Waterloo (Ontario). 2006 gründete sie gemeinsam mit Kollegen das Beratungsunternehmen „Credence & Co“, das sie heute leitet.
Dieses Unternehmen hat sich auf Mediation und Konfliktlösung spezialisiert, mit einem Schwerpunkt im kirchlichen Bereich. Daneben unterrichtet Pries an verschiedenen Universitäten und Colleges Konfliktlösung und Friedensbildung. Zwei Bachelorabschlüsse erwarb sie, an der University of Manitoba (BA of Arts) sowie am Canadian Mennonite Bible College (BA of Theology), ihren Master (ebenfalls Theologie) am mennonitischen Conrad Grebel University College, sowie am Anabaptist Mennonite Biblical Seminary in Elkhart (Indiana). Inzwischen hat sie 25 Jahre Praxiserfahrung als Mediatorin (Mitglied im ADR Institute of Ontario, Canada). Ihrer Heimatgemeinde, der Waterloo North Mennonite Church, dient sie vor allem als „Laienpredigerin“. 2011 erhielt sie den Distinguished Alumni Award des Conrad Grebel University College. – Betty Pries ist verheiratet mit Prof. Paul Fieguth (Systems Design Engineering an der University of Waterloo) und hat drei Kinder im Teenageralter.
Die prämierte Predigt wird am 2. Advent (10. Dezember 2017) um 10 Uhr, im Gottesdienst der Mennonitenkirche Hamburg-Altona zu hören sein. Im Anschluss findet die öffentliche Preisverleihung statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Mit dem Menno-Simons-Predigtpreis sollen Predigten angeregt und gewürdigt werden, die das biblische Zeugnis im Licht der täuferisch-mennonitischen Tradition zur Sprache bringen. Im Horizont gelebter Ökumene sollen sie friedenskirchliche Orientierung fördern und durch Glaubwürdigkeit überzeugen, um spirituelle Stärkung zu bieten. Ferner sollen die Predigten zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen des öffentlichen Lebens anregen – über die eigenen konfessionellen Grenzen hinaus.
Der Preis wurde von Dr. h.c. Annelie Kümpers-Greve (Mennonitengemeinde Hamburg) gestiftet, die im Frühjahr 2017 verstarb. Er ist mit Euro 2.000 dotiert und geht zur Hälfte an die Preisträgerin, zur anderen Hälfte an ihre Kirchengemeinde, „um wissenschaftlich reflektierte Bibelarbeiten im Wirkfeld der Predigenden zu fördern“.
Die Jury umfasst mennonitische TheologInnen, Vorsitzender ist Prof. Dr. Fernando Enns (Leiter der Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen), als externer Gutachter fungiert Prof. em. Dr. Hans-Martin Gutmann (Praktische Theologie, Universität Hamburg). Weitere Mitglieder der Jury sind: Lukas Amstutz (Schweiz), Pastorin Christina Duhoux (Niederlande), Pastorin Birgit Foth
(Ludwigshafen), Pfarrerin Dr. Christiane Karrer-Grube (Niederlande) und Heinrich Wiens (Detmold).