KIRCHHEIMBOLANDEN (epd) – Die Evangelische Kirche der Pfalz eröffnete am ersten Advent in der Protestantischen Peterskirche in Kirchheimbolanden ihre 57. Spendenaktion „Brot für die Welt“. Im Mittelpunkt stehe das Thema Mangelernährung, sagte Kirchenpräsident Christian Schad am Dienstag in Kirchheimbolanden bei der Vorstellung des pfälzischen Programms für die Aktion des evangelischen Hilfswerks. Unter dem Dreijahres-Motto „Satt ist nicht genug! – Mangelernährung behindert Entwicklung“ wird der Blick auf den „stillen Hunger“ gelenkt. In diesem Jahr fördert die Landeskirche zwei Projekte für Bauernfamilien in Indien und im westafrikanischen Burkina Faso. Erstmals beteiligte sich die Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden an der Eröffnung.

Zwei Milliarden Menschen nähmen zwar genug Kalorien zu sich, seien aber dennoch mangelernährt, weil ihnen wichtige Nährstoffe fehlten, sagte Schad. Besonders gefährdet seien Kinder, die dadurch in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung zurückblieben. Deshalb fördere „Brot für die Welt“ in vielen Ländern der Erde Projekte der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Dabei erführen Menschen, wie sie sich gesund ernähren könnten und gäben das Wissen weiter.

Im indischen Bundesstaat Uttarakhand würden an den Ausläufern des Himalaya lebende Bauernfamilien im ökologischen Landbau geschult, informierte Pfarrer Dieter Weber von der pfälzischen Diakonie. Die regionale Organisation „Navdanya“ stelle ihnen traditionelles Saatgut bereit und schule sie in nachhaltiger Landwirtschaft. Mehr als 50.000 Familien hätten bereits auf nachhaltigen Landbau umgestellt. Ebenfalls rund 50.000 Menschen profitierten von einem Projekt in Burkina Faso in der Sahelzone: Die Hilfsorganisation ARFA helfe Kleinbauern durch den Bau von Brunnen und Rückhaltebecken, wodurch der Gemüseanbau auch in der Trockenperiode möglich sei.

„Saatgut ist längst ein Machtmittel der Agrarindustrie geworden“, kritisierte Weber. Industriesaatgut sei teuer und nicht so widerstandsfähig gegen extreme Klimabedingungen wie traditionelle Sorten. Zudem fehle dem industriell hergestellten Saatgut oft die Fülle lebenswichtiger Vitamine und Mineralstoffe. Deshalb müssten Bauern bei der Bewahrung alter Saatsorten unterstützt werden, um Verarmung und einseitige Ernährung zu vermeiden.

Das Aktionsmotto „Satt ist nicht genug“ stand im Mittelpunkt des Festgottesdienstes in der Peterskirche, informierte der Dekan des Kirchenbezirks Donnersberg, Stefan Dominke. Mit musikalischen Darbietungen durch Kirchenchöre und einem Posaunenchor wurde das Thema Mangelernährung „mit allen Sinnen erlebbar gemacht“, sagte er. Unter anderem berichteten vier religiös verfolgte Flüchtlinge aus dem Iran und aus Ägypten über ihr Leben. Ein syrischer Künstler präsentiere ein thematisches Bild, die örtliche Ballettschule führe einen Ausdruckstanz auf.

Die pfälzischen Mennonitengemeinden, die sich seit langem für „Brot für die Welt“ engagierten, seien mit der Projektauswahl sehr zufrieden, sagte Wolfgang Seibel von der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden aus Ludwigshafen. Wichtig sei, dass die Arbeit von Bauersfrauen unterstützt werde, was vielfach zum langfristigen Erfolg von Projekten führe. In der Pfalz gibt es mit rund 1.700 Mitgliedern die größte Dichte an Mennonitengemeinden. Bundesweit gehören etwa 5.500 Menschen dieser Freikirche an.

Für „Brot für die Welt“ wurden der Diakonie zufolge in der Pfalz und Saarpfalz im vergangenen Jahr knapp 1,04 Millionen Euro gespendet. Damit verringerte sich das Ergebnis, das sich aus Kollekten und Spenden zusammensetzt, leicht im Vergleich zum Vorjahr (1,05 Millionen Euro). Spitzenreiter waren der Kirchenbezirk Bad Dürkheim mit einem Pro-Kopf-Spendenergebnis von 2,24 Euro, gefolgt vom Kirchenbezirk Frankenthal (1,50 Euro) und dem Kirchenbezirk Landau (1,40 Euro). Die Mennoniten spendeten pro Person im Bundesdurchschnitt sogar 3,80 Euro für die Hilfsaktion, sagte Seibel.

Weltweit bewilligte „Brot für die Welt“ im vergangenen Jahr 636 neue Projekte mit insgesamt 216,5 Millionen Euro. Regionale Schwerpunkte waren Afrika mit 210 Projekten sowie Asien und Pazifik mit 204 Projekten.