MÜNSTER – Der Mennonitische Geschichtsverein lädt zu einer Tagung vom 25. bis 27. September ins Haus Mariengrund nach Münster ein.  Die Tagung „Stimmen, Lebenssituationen, Erfahrungen. Mennoniten in der NS-Zeit“ soll neue Einblicke in mennonitisches Leben zwischen Familien-, Gemeindealltag und politischer Diktatur, zwischen Absonderung und Interaktion, zwischen Heimatfront und Kampflinie eröffnen. Flucht und Integration in die Gesellschaft nach 1945 sind weitere Bausteine zur NS-Zeit und ihren Folgen.

Die Tagung greift ein Thema auf, das einer neuerlichen Aufarbeitung harrt. Nachdem die Vorreiter unter den Mennoniten, Hans-Jürgen Goertz und Diether Götz Lichdi, die Aufarbeitung in den 1970er Jahren vorangetrieben haben, wurde es in der Forschung ruhiger. Erst in den letzten Jahren begann erneut eine intensivere Auseinandersetzung, wobei stets die Frage nach Verweigerung und möglichen Widerstandsaktionen besonders im Zentrum des Interesses zu stehen scheint. Ein wichtiger Aspekt, wird doch in der neuesten Publikation „Houses on the Sand? Pacifist Denominations in Nazi Germany“ von James Irvin Lichti ein eher ernüchterndes Resümee gezogen, was den Widerstandsgeist in den von ihm untersuchten Gemeinden der Mennoniten, Siebenten-Tags-Adventisten und Quäker anbelangt. Doch das mennonitische Leben in der NS-Zeit war vielschichtiger und bis heute sind viele Bereiche kaum beleuchtet – vielleicht, weil vor allem die „großen“ Fragen im Mittelpunkt standen.

In Münster wird es besonders auch darum gehen, noch nicht aufgearbeitete Quellenbestände zu berücksichtigen, um mennonitisches Leben in der NS-Zeit in seiner ganzen Breite zu erfassen. Dazu gehören Nachlässe und Lebensberichte ebenso wie die Vielzahl mennonitischer Publikationen, die ein weites und sehr buntes Feld an Einstellungen und Meinungen überliefern. Doch auch der „einfache“ Mennonit und die „einfache“ Mennonitin sollen zu Wort kommen und ihre Stimmen über Tagebücher, Feldpostbriefe und Interviews hörbar gemacht werden.

Informationen zum Ablauf der Tagung, zu Unterkünften und Kosten sowie Anmeldung bei Astrid von Schlachta (Astrid.von-Schlachta@geschichte.uni-regensburg.de)

www.mennonitischer-geschichtsverein.de

Die Abbildung zeigt das Plakat zur Wiederaufführung des Films „Friesennot“, der 1935 uraufgeführt und 1941 unter dem Titel „Dorf im roten Sturm“ erneut gezeigt wurde.