ROM – Mit der Wahl des argentinischen Kardinals Jorge Maria Bergolio zum neuen Papst Franziskus ist den Kardinälen eine große Überraschung gelungen: zum ersten Mal ein Lateinamerikaner, zum ersten Mal seit Gregor XVI. (1831-1846) ein Ordensmann und dazu noch zum ersten Mal ein Jesuit, zum ersten Mal ein Papst mit Namen Franziskus. In einem Brief vom 14. März gratulierte der Generalsekretär der Mennonitischen Weltkonferenz, César Garcia, dem neuen Papst zur Wahl und drückte seine Hoffnung auf neue Impulse für die Katholisch-Mennonitischen Beziehungen aus.

Zwischen 1998 und 2003 gab es erste Gespräche zwischen Mennoniten und Katholiken in einer international besetzten Kommission. Das Abschlussdokument lautete “Gemeinsam berufen Friedensstifter zu sein”. Im Herbst 2012 startete ein  internationaler, trilateraler Dialog zwischen Katholiken, Lutheranern und Mennoniten.  Auch unter dem neuen Pontifikat werden diese Gespräche fortgesetzt.

Garcia drückte seine Freude über die Wahl eines Lateinamerikaners aus und zeigte sich berührt vom demütigen Auftreten und den ersten Worten von Franziskus I.  Er schreibt „Möge Gott uns in den kommenden Jahren eine engere Beziehung schenken. Mögen wir Christus gemeinsam bekennen. In einer Welt die Liebe und Versöhnung sehen und erfahren muss.“  Bei der Einführung des neuen Papstes wurde die MWK von Rainer Burkart aus Deutschland und Henk Stenvers aus den Niederlanden vertreten.

Mit der Wahl eines argentinischen Kardinals zum Papst haben die Kardinäle nicht nur geographisch einen Sprung über den Ozean gewagt, sondern bilden damit auch die realen Mehrheitsverhältnisse des globalen Katholizismus ab. Über 40 Prozent der Katholiken weltweit leben in Lateinamerika. Die Wahl Bergoglios zum neuen Papst ist als Signal der Veränderung zu bewerten. Nicht unbedingt eine Veränderung in Richtung europäischer Reformerwartungen, sondern als ein Signal in Richtung einer Kirche der Armen. Nicht zuletzt die Wahl des Papstnamens kann als ein Signal dafür gedeutet werden, dass sich die katholische Kirche unter diesem Papst deutlich auf Seiten der Armen positionieren wird. In seiner Heimat Argentinien galt der am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires als Sohn italienischer Einwanderer geborene Bergolio als „Kardinal der Armen“, er ist für seinen bescheidenen Lebensstil bekannt. Er prangerte Armut und Ausbeutung an und kritisierte mit deutlichen Worten kapitalistische Auswüchse. Auch gegenüber seiner argentinischen Regierung hielt er sich mit Kritik über Korruption und Ungerechtigkeit nicht zurück. Die Globalisierung, die Kluft zwischen Arm und Reich ist sein Thema, aber er gehört nicht ins befreiungstheologische Lager. Deshalb wird es interessant sein, wie und in welcher Form er dieses Thema zukünftig als Papst aufgreifen und in welche Richtung er es weiterentwickeln wird.

Wie der neue Pontifex sich zu ökumenischen Fragen verhalten und sich zu den reformatorischen Kirchen positionieren wird, bleibt abzuwarten. Die Wahl seines Papstnamens nach dem auch in evangelischen Kreisen geschätzten Franz von Assisi ist jedoch bemerkenswert und könnte eine Brücke zum Gespräch sein.

(mit Material von MWK und APD)