WALTERSHAUSEN – Nachdem am Reformationstag 2012 das Themenjahr „Reformation und Toleranz“ deutschlandweit in Worms eröffnet worden war, beginnt die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ihr Toleranzjahr in der Reformationsdekade am Freitag 18. Januar 2013 im thüringischen Waltershausen bei Gotha.
Im Mittelpunkt steht die Erinnerung an die Hinrichtung von sechs Täuferinnen und Täufern an diesem Datum im Januar 1530 im damaligen Kloster Reinhardsbrunn. Als „Wiedertäufer“ waren sie „der Ketzerei und des Aufruhrs“ bezichtigt worden.
Die Feiern beginnen mit einem Bußgottesdienst um 13 Uhr in der Stadtkirche „Zur Gotteshilfe“ in Waltershausen. Die Predigt hält Landesbischöfin Ilse Junkermann. Anschließend spricht der Thüringer Kultusminister Christoph Matschie. Um 14.35 soll im nahe gelegenen Kloster Reinhardsbrunn eine Gedenkstele für die verfolgten und getöteten Täufer und Täuferinnen enthüllt werden. Delegierte heutiger Täufergemeinden (Mennoniten) haben ihre Teilnahme zugesagt.
Die Erinnerung an das damalige Geschehen ist eine regionale Konkretisierung des Versöhnungsprozesses zwischen Lutheranern und Mennoniten. Der Lutherische Weltbund hatte 2010 in einem Schuldbekenntnis „tiefes Bedauern und Schmerz über die Verfolgung der Täufer durch lutherische Obrigkeiten“ zum Ausdruck gebracht und um Vergebung gebeten. Die Mennonitische Weltkonferenz hatte dieser Bitte entsprochen. Gemeinsam wurde damals in Stuttgart in einem bewegenden Gottesdienst Versöhnung gefeiert.
Wolfgang Krauß