vefELSTAL – Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen nahm im November den Freikirchlichen Bund der Gemeinde Gottes auf und diskutierte über „Evangelisch sein“. Am 16. und 17. November trafen sich Vertreter der 14 Mitglieds-und Gastkirchen der Vereinigung evangelischer Freikirchen (VEF) zur zweiten Mitgliederversammlung in diesem Jahr. 20 Delegierte sowie zehn Beauftragte und Vertreter der Arbeitsgruppen der VEF versammelten sich dazu im Bildungszentrum Elstal (Wustermark-Elstal) bei Berlin.

Höhepunkt der Mitgliederversammlung war die Aufnahme des Freikirchlichen Bundes der Gemeinde Gottes (FBGG) als Vollmitglied in die VEF. Nach einem Prozess des gegenseitigen Kennenlernens -, der FBGG ist seit 2000 Gastmitglied der VEF – stimmten alle Mitglieder der Aufnahme zu. »Wir freuen uns sehr über diesen Schritt«, sagte Bischöfin Rosemarie Wenner, die Vorsitzende der VEF. »Wir merken immer wieder und immer mehr, dass wir uns gegenseitig brauchen, um die Einheit der Kirche Jesu Christi weiter voranzubringen.« Der FBGG vereint in Deutschland 2.200 Mitglieder in 27 Gemeinden. Seinen Ursprung hat der FBGG im Entstehen der Bewegung »Gemeinde Gottes« um 1880 in den USA (www.fbgg.de). In Deutschland hat der FBGG in Fritzlar (bei Kassel) seine Ausbildungsstätte und das Kinderhilfswerk Global Care. Die Zentrale des Missionswerkes befindet sich in Wietzendorf (bei Soltau). Der FBGG wurde mit einem Gottesdienst, den die VEF am Buß-und Bettag mit der Campus-Gemeinde des Bildungszentrums feierte, als Vollmitglied in die VEF aufgenommen.

Was ist evangelisch?

Schwerpunktthema der Mitgliederversammlung war die Fortsetzung des Gespräches über die Frage »Was ist evangelisch?«. Als Referenten und Gesprächspartner hatte die VEF Dr. Walter Fleischmann-Bisten, den Freikirchlichen Referenten des Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bunds in Bensheim, eingeladen. Im Gespräch mit ihm wurden positive Entwicklungen in der Akzeptanz evangelischer Freikirchen benannt, zum Beispiel die breite freikirchliche Mitwirkung beim Ökumenischen Kirchentag in diesem Jahr in München, die rechtliche Sicherheit und Anerkennung der Freikirchen in Deutschland und das weltweit positiv veränderte Verhältnis der Freikirchen zur Römisch-Katholischen Kirche.

Weiterhin beschäftigte sich die Mitgliederversammlung erneut mit der Interpretation des Begriffes »evangelisch« im Verhältnis der evangelischen Freikirchen zu den evangelischen Landeskirchen. Ausgangspunkt für das Gespräch war die Leuenberger Konkordie, die grundlegende theologische Vereinbarung der evangelischen Kirchen von 1973. »Es geht nicht darum«, betonte Rosemarie Wenner, »dass wir der Leuenberger Kirchengemeinschaft beitreten. Wir können anhand dieses Grundlagentextes jedoch zeigen, dass es Übereinstimmung im Verständnis des Evangeliums gibt zwischen den VEF-Mitgliedskirchen und den Evangelischen Landeskirchen. Dies verstärkt hoffentlich die Basis für weitere Gespräche vor allem im Hinblick auf die Anerkennung von freikirchlichen Lehrkräften im Fach Evangelische Religion“.

Schutz von Kindern und Jugendlichen

Die Mitgliederversammlung kritisierte die Äußerung von Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens, der kürzlich unter Bezug auf eine Studie in seinem Haus in der Fernsehsendung Tacheles sagte, dass Kinder in freikirchlichen Familien besonders häufig körperliche Züchtigung erleiden. Im direkten Gespräch mit ihm wurde klar, dass die Datenlage keinerlei Differenzierung zwischen den unterschiedlichen Freikirchen möglich mache. Extreme Splittergruppen, separatistische freikirchliche Gemeinden und die etablierten Freikirchen fanden sich bei ihm in einer gemeinsamen Schublade wieder. Die dadurch entstandene Aussage nährt dadurch lediglich pauschale Vorurteile. Gleichwohl bekräftigte die Mitgliederversammlung die Erklärung des Vorstandes, in der es hieß: „Der Prozess der selbstkritischen Überprüfung hat zu jeder Zeit in allen VEF-Kirchen zu erfolgen, um dem unbedingten Schutz aller Kinder und Jugendlichen vor jeder Form von Gewalt mit aller Aufmerksamkeit zu entsprechen.“

In weiteren Berichten aus den Arbeitsgruppen der VEF wurde die Breite und Vielfalt freikirchlichen Engagements in Deutschland deutlich. Die VEF beteiligt sich unter anderem durch eigene Beauftragte und Arbeitsgruppen sowie die Mitarbeit in Arbeitsgruppen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an aktuellen gesellschaftlichen, wissenschaftlichen, evangelistisch-missionarischen, entwicklungspolitischen und sozialdiakonischen Fragen.

Die VEF ist ein Zusammenschluss von Freikirchen und freikirchlichen Gemeindebünden in Deutschland. Sie wurde 1926 gegründet und gilt als der älteste ökumenische Verband in Deutschland. In der VEF sind zehn Mitglieds-und vier Gastkirchen beziehungsweise -bünde vereinigt. Die VEF wird geleitet von einem fünfköpfigen Vorstand, dessen Präsidentin Rosemarie Wenner, Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche, ist. Die VEF vertritt etwa 270.000 evangelische Christen in Deutschland. Die nächste Mitgliederversammlung der VEF findet am 12. April in Kassel statt. Dort wird auch ein neuer Vorstand gewählt.

(von Thomas Przyluski)