KARLSRUHE – Die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) stößt auf immer mehr Interesse. Auf der Mitgliederversammlung am 19. und 20. November in Karlsruhe wurden drei neue Freikirchen aufgenommen und ihre Vertreter in einem Festgottesdienst gesegnet, nachdem während eines einjährigen Aufnahmenverfahrens die bisherigen acht Mitgliedskirchen dem Wunsch zugestimmt hatten. Neues Vollmitglied wurde die pfingstkirchlich geprägte Gemeinde Gottes. Diese 4.000 Mitglieder in 100 Gemeinden zählende Pfingstkirche ist seit über zehn Jahren mit der VEF verbunden, zunächst als Beobachter, seit dem Jahr 2.000 als Gastmitglied. Sie ist in den letzten Jahren nach eigenen Angaben jeweils um 6-8% gewachsen. Als neue Gastmitglieder wurden das Freikirchliche Evangelische Gemeindewerk (fegw) und die Anskar-Kirche aufgenommen.

Das Gemeindewerk ist der 1986 gegründete deutsche Zweig der pfingstkirchlichen amerikanischen Foursquare-Bewegung. In Deutschland gehören 30 Gemeinden mit rund 2.500 Mitgliedern zu der Freikirche. Wie der Vorsitzende, Pastor Jan von Wille (Gau-Algesheim), erläuterte, sind die vier geistlichen „Eckpfeiler“ Namensgeber für die Foursquare-Bewegung: Jesus der Retter, Heiler, der Täufer im Heiligen Geist sowie der wiederkommende König. In den letzten fünf Jahren habe man ein deutliches Gemeindewachstum erlebt von 19 auf nunmehr 30 Gemeinden. Seit neuestem bietet man eine dreijährige Ausbildung zum „Gemeindegründer“ an. Vier Interessenten bereiteten sich in einem nebenberuflichen Studium darauf vor. Die Anskar-Kirche ist nach Anskar (801-865), dem „Apostel des Nordens“, benannt. Die Kirche entstand 1988, nachdem der damalige Vorsitzende der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung (EKD) in der Evangelischen Kirche in Deutschland, Pastor Wolfram Kopfermann (Hamburg), aus der Landeskirche ausgetreten war und die neue Kirche gegründet hatte. Heute gehören sechs Gemeinden und zwölf Gemeindegründungsprojekte mit insgesamt rund 800 Mitgliedern zur Anskar-Kirche.

Präses Strauch: Alle Menschen sind von Gott geliebt

Im Festgottesdienst rief der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Peter Strauch (Witten), dazu auf, nicht länger zwischen Menschen in und außerhalb der Kirche zu unterscheiden. Er sei in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass „draußen“ – außerhalb der Kirche – „die feindliche Welt“ beginne. Dadurch würden jedoch jene Menschen, die die Kirche eigentlich erreichen wolle, zu Fremden. Hier gelte es umzudenken. Allen Menschen gelte es in dem Bewusstsein zu begegnen, dass sie von Gott geliebt und gewollt seien. Jeder Mensch sei ein potentielles Kind Gottes.

Vorstandswahlen werden vorgezogen

Die Delegierten entschieden ferner, bereits auf der nächsten Mitgliederversammlung im Frühjahr einen neuen Vorstand zu wählen. Der Grund dafür: Die Amtszeit von vier der fünf Vorstandsmitglieder endet Ende 2008, doch einige werden bis dahin bereits aus ihren innerfreikirchlichen Verantwortungsbereichen ausgeschieden sein. Dies gilt bereits für den VEF-Präsidenten Siegfried Großmann, der bis Mai dieses Jahres als Präsident des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden amtierte. FeG-Präses Strauch wird Ende 2007 aus seinem Amt ausscheiden; der Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden, Ingolf Ellßel (Tostedt), wird im Laufe des kommenden Jahres seinen Vorsitz niederlegen und der bisherige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden, Werner Funk (Enkenbach), wurde in seinem Ehrenamt vor kurzem von Frieder Boller (Ingolstadt) abgelöst. Einzig das VEF-Vorstandsmitglied Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), bleibt im Amt. Durch eine vorgezogene Wahl, die von einem Wahlausschuss vorbereitet wird, soll der Übergang besser geregelt werden.

Buntes aus den VEF-Mitgliedskirchen

Bischöfin Wenner berichtete, dass in ihrer Kirchenzentrale in Frankfurt am Main seit neuestem eine Amerikanerin als Missionarin tätig sei. Sie kümmere sich vor allem um die immer größere Zahl von englisch-sprachigen afrikanischen Gemeinden. EmK-Superintendent Peter Vesen (Karlsruhe) stellte eine neue CD zum neuen EmK-Liederbuch vor, die es ermögliche, Liederverse und Notensätze über Beamer zu projizieren. Auch eine umfangreiche Suchfunktion sei mit enthalten. Der Präses des Mülheimer Verbandes, Ekkehard Vetter (Mülheim/Ruhr), berichtete, dass seine Freikirche nach 38 Jahren als Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen nun den Antrag auf Vollmitgliedschaft gestellt habe. Werner Funk von der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden erläuterte, dass man in seiner Freikirche „erfrischende Erfahrungen“ mit der „Bibel in gerechter Sprache“ gemacht habe. Der Präsident des Süddeutschen Verbandes der Siebenten-Tags-Adventisten, Günther Machel (Ostfildern bei Stuttgart), erläuterte, dass die Adventisten auf Bundesebene eine Namensänderungen vollzogen hätten. Sie firmierten jetzt unter Freikirche statt Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Der Änderung sei nötig geworden, weil in Internet-Suchmaschine unter „Gemeinschaft“ zu viele dubiose Suchergebnisse angezeigt worden seien. Ellßel freute sich, dass das Theologische Seminar Beröa (Erzhausen) des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden sich eines großen Zuspruchs verfreue. 104 Studierende seien gegenwärtig eingeschrieben, so viel wie nie zuvor. Hätte man mehr Kapazitäten, hätte man auch doppelt so viele aufnehmen können. Pastor Friedrich Schneider (Oldenburg) vom Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden wies darauf hin, dass die Strukturveränderungen der letzten Jahren abgeschlossen seien und sich bewährt hätten. Nun könne sich seine Freikirche verstärkt den missionarischen und diakonischen Aufgaben zuwenden.

von: Klaus Rösler