ROTTENBURG/BAMMENTAL – Im 50. Jahr seines Bestehens verleiht das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee am 20.5.06 in Rottenburg am Neckar erstmals den neu gestifteten Michael-Sattler-Friedenspreis. Der Preis erinnert an Person und Wirken des Täufers Michael Sattler, der am 20.5.1527 in Rottenburg verbrannt wurde. Sattler, seiner Frau Margarethe und weiteren Gliedern der Täufergemeinde zu Horb war zuvor in Rottenburg wegen ihres an der Nachfolge Jesu orientierten gewaltfreien Christseins der Prozess gemacht worden.

Michael-Sattler-Friedenspreisträger 2006 ist die Initiative “Christian Peacemaker Teams” (CPT – Christliche Friedensstifterteams). Durch ihre unbewaffnete Präsenz möchte CPT beitragen zur Entwicklung gewaltfreier Alternativen zu bewaffneter Konfliktaustragung.

Das CPT-Konzept beinhaltet:
Teams ausgebildeter Friedensarbeiter/innen unterstützen lokale gewaltfreie Initiativen. Durch direkte gewaltfreie Intervention und Öffentlichkeitsarbeit stellt CPT sich direkter und indirekter Gewalt, sowie ungerechten Strukturen “in den Weg”. Eine wesentliche Rolle spielen Kirchengemeinden und Unterstützergruppen zu Hause, vor allem auch um Einfluss auf politische Entscheidungsträger zu nehmen.

Derzeit gibt es CPT-Teams in Bagdad; Hebron/Palästina; Kolumbien; und an der Grenze von Mexiko und Arizona. Frühere Teams arbeiteten in Gaza, Haiti, Bosnien, Tschetschenien, Chiapas/Mexiko, Puerto Rico und an verschiedenen Orten in Nordamerika, meist in Konflikten zwischen weißer und indigener Bevölkerung der “First Nations”.

Im Irak begann die Arbeit von CPT schon vor dem jetzigen Krieg im Einsatz gegen das Unrecht des drohenden Krieges. CPT-Mitarbeiter dokumentierten mit als erste Folter und andere Menschenrechtsverletzungen in US-Militärgefängnissen. CPT setzt sich ein für die Freilassung aller Gefangenen, die unrechtmäßig und ohne Aussicht auf einen Prozess gefangen gehalten werden. Aus der Zusammenarbeit mit muslimischen Menschenrechts-gruppen entstand die Gruppe “Muslim Peacemaker Teams”. Von November 2005 bis März 2006 waren vier Mitarbeiter im Irak entführt. Einer von ihnen, der US-Amerikaner George Fox, wurde von den Entführern ermordet, die drei anderen durch einen Militäreinsatz befreit.

CPT entstand nach einer Rede des amerikanischen mennonitischen Theologen Ronald Sider auf der mennonitischen Weltkonferenz in Straßburg 1984. Darin hatte Sider Christen und Christinnen dazu aufgerufen, ähnlichen Mut und Opferbereitschaft zu zeigen, wie sie von Soldaten erwartet werden. Aus seiner Vision einer gewaltfreien Friedensarmee, die sich zwischen die Fronten kriegführender Parteien stellt, entwickelte sich im Kontext der drei historischen Friedenskirchen (Mennoniten, Quäker, Church of the Bretheren) das Konzept von CPT. Inzwischen kommt personelle Mitarbeit und finanzielle Unterstützung aus vielen christlichen Kirchen. CPT-Büros gibt es derzeit in Chicago, Toronto und London. CPT möchte die Kirchen herausfordern, mit ganzer Kraft an der Entwicklung und praktischen Erprobung organisierter gewaltfreier Alternativen mitzuarbeiten. weitere Infos zu CPT: www.cpt.org

Unterstützt wird die Preisverleihung durch die Evangelische Kirchengemeinde Rottenburg, die katholische Friedensbewegung Pax Christi und die Stadt Rottenburg.

Das Programm der Preisverleihung in Rottenburg am Neckar, Sa 20.5.06
16.00: Andacht am Sattlerstein, 17.30: Imbiss, 18.30: Preisverleihung im Ev. Gemeindehaus

Mehr Informationen beim DMFK,
Deutsches Mennonitisches Friedenskomitee (DMFK),
Hauptstr. 1, D-69245 Bammental,
dmfk.menno.peace@t-online.de,
06223-5140