REGENSBURG – Zwischen Bestürzung und Mitgefühl, so lässt sich die Stimmung am Donnerstagabend den 2. Februar im mennonitischen Gemeindehaus in Regensburg-Burgweinting beschreiben. Etwa 50 Besucher lauschten den Berichten über das menschenunwürdige Leben von Kindern und Zwangsprostituierten an der deutsch-tschechischen Grenze.
Auf Einladung des mennonitischen Arbeitskreis MAGSA, fanden sich erstmals vier Organisationen, die sich dem Kampf gegen die Zwangsprostitution und der sexuellen Ausbeutung von Kindern stellen, an einem Tisch: MAGSA, KARO aus Plauen, das Aids-Präventionsprojekt Jana aus Regensburg und das UN-Kinderhilfswerk UNICEF.
Die Grenze zu Tschechien, an der Hunderte von Prostituierten arbeiten ist das Arbeitsumfeld, in dem sich Cathrin Schauer und Ludmilla Irmscher von KARO seit über zehn Jahren für die Frauen und Kinder einsetzen. „Etwa 200 Frauen haben wir unter Einsatz ihres und unseres Lebens inzwischen gerettet“, konnten sie berichten. „Meist sind wir von KARO die einzigen, die fragen, wie es den Frauen geht“, betonte Frau Irmscher. Die Polizei würde zwar eingeschaltet, wenn kriminelle Handlungen beobachtet werden, das Problem sei jedoch oft die Beweislage. Die Frauen und Kinder stehen meist unter Druck und Angst und sagen dadurch nicht aus. Oft fehlen die Beweise um eine sexuelle Handlung nachzuweisen und es passiert nichts.
James Keller von MAGSA appelliert an die Bevölkerung und Politik, es muss eine Ächtung für diese Taten in der Gesellschaft entwickelt werden. Die Täter müssen sich der Strafbarkeit ihres Handelns bewusst werden. Den Kindern und Familien, muss eine soziale und ökonomische Alternative geboten werden, welche es nicht notwendig mache, mit Kindern Geld zu verdienen. Unerlässlich seien außerpolizeiliche Anlaufstellen auf tschechischer Seite, wo sich betroffenen Personen beraten lassen können, und Hilfe zum Ausstieg finden.
Die Unicef hat Leitlinien für einen angemessenen Umgang mit den betroffenen Kindern erstellt. Sie beschreiben ausführlich, wie die Opfer geschützt und unterstützt werden können – von der ersten Identifizierung bis zur Wiedereingliederung in ein normales soziales Umfeld.
Keller hob hervor: „Es ist kein Problem, das allein nach Tschechien abgeschoben werden kann. Es sind nicht in erster Linie die Frauen und Kinder auf der anderen Seite der Grenze die dringend Hilfe brauchen. Wir sind es, auf dieser Seite der Grenze, die wir die Rechte und Würde dieser Frauen und Kinder mit Füssen treten.“
„Die Problematik ist Transnational und muss auch so angegangen werden“ war ein Fazit der Veranstaltung. Aufklärung fängt schon in der Schulen an. Auch die Errichtung von Frauen- und Kinderschutzhäusern im Kampf gegen Zwangsprostitution sei dringend von Nöten. Darin waren sich die anwesenden Organisationen einig.
Am Ende der Veranstaltung stand ein Spendenaufruf für die Unterstützung der vor Ort arbeitenden Organisationen:
Spendenkonto: MH (Mennonitisches Hilfswerk)
Bankverbindung: Sparkasse Ingolstadt
Bankleitzahl: 721 500 00
Kontonummer: 3616
Verwendungszweck: MAGSA
Für Spendenquittungen geben Sie bitte unbedingt Namen und Adresse auf dem Überweisungsträger an.