AUGSBURG – Am vergangenen Wochenende fand in Augsburg der Studientag „‚Rechtmäßig Krieg führen‘ oder ’sich widersetzen‘? – Die Dekade ‚Überwindung von Gewalt’ und Artikel 16 der Confessio Augustana“ statt. Er begann mit einem musikalisch-literarischen Gedenken an „Liebhaber der Bergpredigt“ mit den Ensembles Ouvert und Cornucopia
in der Barfüßerkirche.

75 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Delegierte aus 13 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche Deutschlands, die diese Versammlung mit vorbereitet haben, haben dann am Samstag mit Delegierten der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden, der Vereinigung Evangelischer Freikirchen und des Internationalen Versöhnungsbundes, deutscher Zweig, in ökumenischer Verbundenheit getagt. 475 Jahre nach der Entstehung des Augsburger Bekenntnisses ist die Wirkungsgeschichte der Lehrverdammung des Artikels 16 gegen die Täufer und ihre Gewaltlosigkeit kritisch erörtert und über den aktuellen Stand des friedensethischen Wandels der Volkskirchen in Richtung auf Gewaltverzicht und Friedensförderung eingehend reflektiert worden.

In seinem schriftlich übermittelten Grußwort hat der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, auf die „verhängnisvolle Wirkung“ der Aussagen des Artikels 16 der CA hingewiesen, „für die nur um Vergebung gebeten werden kann.“ Das Hören „auf die Stimmen aus den verschiedenen Kirchen der Welt“ und „ihr Friedenszeugnis in Wort und Tat“ seien eine Ermutigung für das Friedensengagement in den Gliedkirchen der EKD und in den evangelisch geprägten Institutionen, die sich dieser Aufgabe in vielfältigen Formen widmen. Bei der Prüfung aller Schritte auf dem Weg des Friedens sei die „vorrangige Option für die Gewaltfreiheit“ zu berücksichtigen. So werde die Seligpreisung der Friedensstifter und der Gewaltlosen aus der Bergpredigt zu einem „Element nüchterner Politik.“ Auf dem Weg des Friedens komme die Christenheit dann voran, wenn sie sich als „konziliare Lerngemeinschaft“ begreife, deren Ziel „nicht der kleinste gemeinsame Nenner“ ist, sondern „die jeweils neue Aktualisierung des Evangeliums von Jesus Christus, der in Person unser Friede ist (Epheser 2,14).“

Der einleitende Vortrag von Bischof i.R. Dr. Christoph Demke ging von der Frage aus: Wie gehen die Kirchen mit eigener Schuldgeschichte (bis) heute um? Die verhängnisvolle Rede vom „gerechten Krieg“ hat immer wieder dazu geführt, Kriege zu legitimieren. Demke weiter: „Die Kirchen werden sich der Aufgabe, für die Stellung der Christinnen und Christen in der globalen Marktwirtschaft Orientierung zu geben … nicht entziehen können. Dabei wird notwendigerweise auch die Frage nach der Gewalt im Staat zu erörtern sein“.

Intensive Beratung der verschiedenen Aspekte des Themas fand in vier thematischen Arbeitsgruppen statt. Die Forderung nach einer Ökumenischen Friedensdenkschrift wurde von den Teilnehmenden einmütig unterstrichen. Der Tag endete mit einem feierlichen Abendmahlsgottesdienst in der Barfüßerkirche.

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