BURUNDI – Das Mennonite Central Committee (MCC) unterstützt die „Hoffnungs-Schule“, eine Grundschule in Nyangungu, Burundi, seit ihrer Gründung im Jahr 2000 mit jährlich ca. 2200 US$ (ca. 1800 €) aus dem MCC-Patenschaftsprogramm „Global Family“ (Weltweite Familie), das Schulen und andere Bildungsmaßnahmen für über 4700 Kinder und Jugendliche in 39 Ländern finanziert. In der Hoffnungs-Schule werden die ethnischen Gräben zwischen Batwa, Hutu und Tutsi überwunden.

Bildung ist für Adrienne Nahimana ganz besonders wichtig. Die Mutter mit sechs Kindern wohnt in Nyangungu, einem am Hang gelegenen Dorf mit niedrigen Ziegelhäusern, Trampelpfaden aus roter Erde und kleinen Feldern mit Mais, Bananen und Kaffee.

Die 40-jährige Adrienne Nahimana konnte als Kind keine Schule besuchen. Sie und ihre Familie gehören zur indigenen Gruppe der Batwa, die etwa ein Prozent der Bevölkerung Burundis stellen. Burundi ist eines der ärmsten Länder der Welt. Aufgrund von Diskriminierung und tiefer Armut erwerben viele Batwa wenig oder keine formelle Bildung.

Traditionell leben die Batwa als Jäger und Hersteller von Strohmatten und Keramik, aber wilde Tiere gibt es kaum noch, und auch der Markt für das Kunsthandwerk der Batwa schwindet. Inzwischen schickt Nahimana ihre Kinder zur Schule, damit sie lernen, sich in einer sich wandelnden Welt zu behaupten.

„Ich habe keine Bildung erworben, mir bleibt nichts anderes übrig, als weiter zu töpfern, um ein kleines Einkommen zu erwirtschaften“, sagt Nahimana. „Ich hoffe, meine Kinder werden die Möglichkeit haben, auch noch die Sekundarschule abzuschließen, damit sie es weiter bringen können.“

Zwei von Nahimanas Kindern besuchen die „Hoffnungs-Schule“, eine Grundschule in Nyangungu, die sie mit anderen Eltern im Jahr 2000 für die örtlichen Batwa und ihre Nachbarn ins Leben gerufen hat. Das MCC unterstützt die Hoffnungs-Schule seit ihrer Gründung mit jährlich ca. 2200 US$ (ca. 1800 €).

Man geht davon aus, dass die Batwa die ursprünglichen Bewohner von Burundi sind, wo auch die ethnischen Gruppen der Hutu – die die Mehrheit stellen – und der Tutsi leben. Die Batwa und andere zentralafrikanische indigene Gruppen sind bekannt für ihre kleine Statur, die ihnen bei westlichen Forschern den Namen „Pygmäen“ einbrachte und diese sogar an ihrer Zugehörigkeit zur menschlichen Rasse zweifeln ließ. Noch 1906 wurde ein „Pygmäe“ namens Ota Benga, der aus dem Kongo stammte, im New Yorker Zoo in der Bronx ausgestellt.

Auch in der burundischen Gesellschaft gibt es irrige Ansichten über die Batwa. Oft werden sie von den anderen ethnischen Gruppen als „unrein“ betrachtet und dürfen an Mahlzeiten nicht teilnehmen. In der Hoffnungs-Schule werden diese ethnischen Gräben überwunden.

„Als wir die Schule gegründet haben, gingen die Batwa-Kinder zum Essen immer nach draußen“, berichtet Schulleiter Zoe Safari. „Dann haben wir ihnen beigebracht, dass wir nicht Batwa, Tutsi und Hutu sind – wir sind alle eine Gemeinschaft.“

Lea Nibizi, die die Vorschulklasse unterrichtet, erzählt, dass die Batwa-Schüler ursprünglich Angst vor ihr hatten, weil sie keine Batwa ist. „Die Batwa werden als unrein angesehen, also betrachteten die Batwa sich selber als unrein und entwickelten deshalb Ängste“, berichtet sie. „Als die Batwa dann mit anderen zusammenkamen, merkten sie, dass sie wie die anderen sind.“

Die Hoffnungs-Schule liegt auf dem Hügel direkt bei Nyangungu. Der Schulhof dient dem Dorf als wichtigster Versammlungsort. Das Gebäude hat vier gemauerte Klassenzimmer, sechs Lehrkräfte und 180 Schüler/innen in einheitlich grün-gelben Uniformen. Zu der Schule gehört eine Vorschule, was in Burundi ungewöhnlich ist. Unterrichtet werden die Nationalsprache Kirundi, Französisch, Englisch, Mathematik, Erdkunde, Geschichte und Naturwissenschaften in drei Grundschulklassen. Die Eltern unterstützen das Ganze, indem sie jedes Jahr ein neues Klassenzimmer bauen und einen Schulgarten pflegen.

„Nächstes Jahr bauen wir hier die vierte Klasse“, sagt Rock Butoyi, ein Batwa und Vater zweier Schulkinder. „Als Schüler sind die Kinder zusammen – und als Eltern bilden auch wir eine Gemeinschaft.“

Butoyi erinnert sich, dass es in seiner Klasse nur vier weitere Batwa-Kinder gab, als er in einem Nachbarort die sechste Klasse besuchte. „Es war schwierig für uns“, erzählt er. „Wir konnten das Schulgeld nicht aufbringen, deshalb habe ich aufgehört. Außerdem wussten wir nicht, wofür wir lernen sollten. Es fehlte an Motivation. Es gab niemanden, der uns ermutigt hätte, zur Schule zu gehen.“

Inzwischen macht sich das Dorf Nyangungu in ungekanntem Ausmaß für die Bildung stark. Bei einem Dorffest vor der Hoffnungs-Schule führen die Eltern mit bemalten Gesichtern und orangefarbenen Gewändern einen traditionellen Tanz auf. Danach zeigen die Kinder in einem Theaterstück, wie wichtig der Schulbesuch ist. Die Schüler/innen führen auch einen Tanz vor und sagen Gedichte auf Französisch auf. Diese Sprache müssen sie beherrschen, wenn sie die Sekundarschule besuchen wollen.

„Diese Schule ist so etwas wie unser Vermächtnis für die Kinder“, sagt Chartiel Nzibariza, der Dorfleiter. „Wenn es uns schon lange nicht mehr gibt, werden unsere Kinder noch davon sprechen, wie diese Schule gebaut wurde. Ich hoffe, dass die Schule vielen Batwa Chancen eröffnen wird, dass sie Führungskräfte für unsere Gruppe und für den Staat hervorbringen wird. Und viele von ihnen werden gebildete Menschen in einer gerechten und friedlichen Gesellschaft sein.“

Autor: Tim Shenk schreibt für die MCC-Öffentlichkeitsarbeit. Mitarbeit: Zachee Nzeyimana und Deanna Hiebert (MCC-Mitarbeiter in Burundi)
www.mcc.org