(VEF) Seesen / Berlin – Auf Kritik ist eine Dokumentation über die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten im neuesten Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin gestoßen. Darin hatte der ehemals zu den Adventisten gehörende evangelische Theologe Dieter Grimm (Laufenburg/Baden) der Freikirche vorgeworfen, auch nach ihrer Gastmitgliedschaft in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) weiter in einer sektenhaften Theologie verhaftet zu sein und sich nicht wirklich für die Ökumene geöffnet zu haben.

Grimm, der zum Thema „150 Jahre Bibelschule“ als „Herzstück adventistischer Gemeindetheologie“ schreibt, wirft der Freikirche unter anderem „missionarischen Totalitarismus“ vor. Die adventistische Bibelschule öffne sich nicht für „neue theologische Einsichten“, sondern diene nur „der Bestätigung vertrauter Inhalte“.

Der Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), der Baptistenpastor Siegfried Großmann (Seesen), hält die Kritik für grundsätzlich überzogen, weil Grimm seinen Vorwurf vor allem am „biblizistischen Schriftverständnis“ festmache. „Demnach könnten die Freikirchen – und nicht nur die Adventisten – nur dann aus ihrer Sektenecke herausfinden, wenn sie sich zu einem modernen Bibelverständnis hinwenden“, so Großmann. Doch in Wirklichkeit seien in den Freikirchen alle Bibelverständnisse anzutreffen, die es auch in den evangelischen Landeskirchen gebe, „allerdings mit einer größeren Nähe zu konservativen Positionen“. Doch dies habe überhaupt nichts mit der Frage des Sektenvorwurfs zu tun.

Wie Großmann ferner feststellt, zeigten die Adventisten allein durch ihre VEF-Gastmitgliedschaft und den vielen Gesprächen, die seitdem geführt wurden, „das sie sich mit ihren speziellen Glaubensüberzeugungen und –erkenntnissen nicht im Sinne eine Sekte von anderen Freikirchen absetzen, sondern sich bewusst in eine ökumenische Kommunikation einbringen“. Diese Entwicklung sei von den Adventisten bewusst gesucht worden, und sie werde durch die regelmäßigen Treffen im Rahmen der VEF praktisch fortgesetzt.

Der Öffentlichkeitsreferent der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Holger Teubert (Ostfildern bei Stuttgart) bei Stuttgart, wies darauf hin, dass sich seine Kirche „gegen die negative Deutung unseres ökumenischen Engagements“ nur schlecht wehren könne. Die Kritik sei wohl nur deshalb so scharf ausgefallen, weil der Autor ein ehemaliger Adventist sei.

Zur Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten gehören weltweit rund 13,6 Millionen Mitglieder in über 200 Ländern. In Deutschland hat die Freikirche rund 36.000 getaufte Mitglieder in 569 Gemeinden. In der Schweiz gibt es rund 4.000 und in Österreich rund 3.600 Adventisten. Sie feiern den Samstag und nicht den Sonntag als Ruhetag. Außerdem legen sie Wert auf eine gesunde Lebensweise und enthalt sich des Konsums von Tabak und Alkohol, manche verzichten auch auf Tee, Kaffee und Fleisch. Die Adventisten gehen auf nordamerikanische Erweckungsbewegungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts zurück und breiteten sich rund um den Globus aus.

Zur VEF gehören 12 Mitglieds- (darunter auch die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland) und Gastmitgliedskirchen mit rund 300.000 Mitgliedern. Die EZW ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Oncken-Agentur, Kassel, 14. Dezember 2004, Klaus Rösler