(APD) – Am 13. September feierte der Dachverband «VFG – Freikirchen Schweiz» (Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz) in Bern sein 100-jähriges Bestehen. Es nahmen daran der Vorstand, Verbandsleiter, ehemaligen Präsidenten und Gäste teil. Der VFG vernetzt die angeschlossenen Freikirchen und Bewegungen, äußert sich bei Vernehmlassungen des Bundes und setzt sich für christlich-ethische Werte ein. Dem Verband gehören 17 Freikirchen vor allem aus der Deutschschweiz als Mitglieder an, zwei im Gäste- und eine im Beobachterstatus. Das Jubiläum fällt zusammen mit dem 500-jährigen Bestehen von Freikirchen, deren erste 1519 in Zollikon am Zürichsee gegründet worden ist.

Von der Grippe-Epidemie 1919 ins 21. Jahrhundert
Um der Grippe-Epidemie Einhalt zu gebieten, beschlossen die Schweizer Behörden 1918 ein Versammlungs- und Gottesdienstverbot, welches die freikirchlichen Kreise im Kern traf. Das Gottesdienstverbot wurde als ungerecht empfunden, da die Landeskirchen davon nicht betroffen waren und Restaurants und Gasthäuser geöffnet bleiben durften. Da die Schweizerische Evangelische Allianz SEA von den Behörden nicht als Ansprechpartner akzeptiert wurde, veranlasste sie am 18. November 1919 in Aarau den «Verband unabhängiger evangelischer Korporationen (Kirchen, Gemeinschaften, Gesellschaften und Vereine) der Schweiz» zu gründen. Er sollte sich als rechtliche Körperschaft für die Interessen der Freikirchen, Gemeinschaften und evangelischen Werke einsetzen.

«VFG – Freikirchen Schweiz», dritte Kraft neben Kirchenbund und Bischofskonferenz
Seither engagiert sich der «VFG – Freikirchen Schweiz» als nationaler Kirchenverband für die Vernetzung unter den angeschlossenen freikirchlichen Bewegungen, betreibt Öffentlichkeitsarbeit, beteiligt sich politisch an Vernehmlassungen des Bundes und tritt für christlich-ethische Werte in der Gesellschaft ein. Der Verband «VFG – Freikirchen Schweiz» versteht sich als dritte Kraft der christlichen Kirchen neben dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK und der Schweizer Bischofskonferenz SB.

Verbunden mit der nationalen Ökumene
Am 12. September 2017 verlieh die Plenarversammlung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH) dem VFG einstimmig den Gaststatus. „Der VFG möchte im Gaststatus bei der AGCK.CH mitarbeiten, da die Kirchen in der Schweiz mit einem zunehmend säkularen Umfeld konfrontiert sind. Die Religionsfreiheit sei sehr wichtig“, sagte damals der heutige VFG-Präsident, Pastor Peter Schneeberger. Der Gaststatus würde ihm mehr Gewicht und Glaubwürdigkeit intern wie auch gegen aussen verleihen.

500 Jahre Freikirchen
Das klassische, protestantische Freikirchentum hat seine Wurzeln in der Schweiz und ist 500 Jahre alt. Laut VFG-Webseite bezeichnete der Zürcher Kirchenhistoriker Fritz Blanke das Dorf Zollikon am Zürichsee als Ort, «wo innerhalb der protestantischen Geschichte zuerst versucht wurde, eine staatsfreie und auf freiwilliger Mitgliedschaft beruhende christliche Gemeinschaft zu verwirklichen».

Vier Grundtypen von Freikirchen
Der VFG unterscheidet vier Grundtypen von Freikirchen. Die klassischen Freikirchen setzen sich für die Trennung von Kirche und Staat als auch die freiwillige Mitgliedschaft ein. Dazu gehören unter anderen die Baptisten und die Mennoniten.

Kirchen, die sich aufgrund eines Bekenntnisnotstandes von einer bestehenden Staatskirche getrennt und sich als Freikirche organisiert haben. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel die Freien Evangelischen Gemeinden.

Freikirchen, die sich aus innerkirchlichen Erneuerungsbewegungen gebildet haben (Gemeinschaftsbewegung, Methodismus, Pietismus). Dazu zählt man Kirchen wie die Chrischona, das Evangelische Gemeinschaftswerk oder die Heilsarmee.

Freikirchen, die aus pfingstlichen oder charismatischen Erneuerungsbewegungen im 20. Jahrhundert hervorgegangen sind. Dazu gehören unter anderen die BewegungPlus oder die Schweizerische Pfingstmission.

Mehr Infos zu Freikirchen in der Schweiz:
Buch: Jubiläumsbroschüre «Profile einer dynamischen Bewegung»
Schweizer Freikirchen – was sie seit 100 Jahren verbindet
https://www.bod.de/buchshop/profile-einer-dynamischen-bewegung-fritz-imhof-9783734774799

Radioserie von Life Channel zum Thema: 500 Jahre Freikirchen in der Schweiz
https://freikirchen.ch/life-channel-beitragsserie-500-jahre-freikirchen-schweiz/

Quelle: Adventistischer Pressedienst

4 Kommentare zu “100 Jahre «VFG – Freikirchen Schweiz»”
  1. Welche Freikirche ist denn 1519 gegründet worden? Ich kenne da in Zollikon nur die „Schweizer Brüder“-Gemeinde die am 21. Januar 1525 ihre erste Glaubenstaufe durchführte.

  2. Ich kann da vielleicht etwas aufklären: Am Jubiläumsanlass des VFG im September wurde mehrmals darauf verwiesen, dass ja auch die älteste Freikirche überhaupt zum VFG gehöre. Gemeint waren wir Mennoniten, die schon bald das 500-Jahr Jubiläum feiern, und alle Redner wollten damit betonen, dass es den VFG zwar erst seit 100 Jahren gibt, die Geschichte der Freikirchen in der Schweiz aber schon rund 500 Jahre zurück reicht. Das sind alles eher wackelige Konstruktionen. Warum sollten z.B. die Waldenser nicht auch als Freikirche gelten? Und auch wenn die historische Kontinuität von Zollikon zu den Schweizer Brüdern zu den Gemeinden der KMS einigermassen plausibel gezogen werden kann, ist es wohl doch recht anachronistisch, von der Versammlung in Zollikon als der ersten Freikirche zu sprechen. Übrigens wurde von Seiten des VFG wurde das Datum 1519 nie ins Feld geführt, das ist ein falscher Rückschluss des Pressedienstes der Adventisten APD, der den Verweis auf die 500 Jahre allzu wörtlich nahm. Also Vorsicht beim Übernehmen von Pressetexten.

  3. Zum Datum von 1519, also während der Reformation, schreibt der Zürcher Kirchenhistoriker Fritz Blanke mit Blick auf die Täuferbewegung der Reformationszeit: „Das Dorf Zollikon am Zürichsee war die Stätte, wo innerhalb der protestantischen Geschichte zuerst versucht wurde, eine staatsfreie und auf freiwilliger Mitgliedschaft beruhende christliche Gemeinschaft zu verwirklichen.“

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