bienenbergBIENENBERG (CH) – Die Mitgliederversammlung des Ausbildungs- und Tagungszentrums Bienenberg nahm am 24. September eine sehr kritische wirtschaftliche Lage zur Kenntnis. Das Geschäftsjahr (Juli 2010 – Juni 2011) wurde mit einem außergewöhnlich hohen Defizit von CHF 643.000 (ca. 520.000 EUR) abgeschlossen, was eine Verdoppelung des erwarteten Defizits bedeutet. Der Vorjahresvergleich zeigt einen Rückgang der Spenden von 9%, einen Umsatzrückgang von 7% sowie eine Kostensteigerung von 1%. Ein den Delegierten und Trägerverbänden vorab schon vorgelegtes Papier erläutert die Fakten und Entwicklungen dazu. Es kann individuell von am Bienenberg interessierten Menschen angefordert werden.

Schon in den letzten Jahren war ein Defizit zu verzeichnen, unter anderem auch wegen notwendigen Lohnumstellungen und Investitionen für Ersatzbeschaffungen und Renovierungen. Nach eingehender Prüfung der einzelnen Posten wurde festgehalten: die fixen Kosten können nicht wesentlich reduziert werden, wenn auch in Zukunft theologische Aus- und Weiterbildung für Gemeinde und Mission angeboten werden soll und wenn im Sinne eines Auftrags von christlich begründeter Gastfreundschaft das Haus für Tagungen, Gruppen und Seminare gut genutzt werden soll. Dass das Tagungszentrum ausbaufähiges Potential für eine bessere Auslastung und Erträge aufweist und das Theologische Seminar ein inhaltlich und konzeptionell sehr gutes Studien- und Fortbildungsangebot macht, bestätigen auch Experten. Beides besser auszulasten ist das große Ziel.

Um jetzt die Weiterarbeit zu sichern und mittelfristig eine finanzielle Konsolidierung zu erreichen wurden verschiedene Maßnahmen beschlossen und angepackt. Unter anderem wird eine „1×12 p.P.“ Aktion gestartet und Darlehen sollen die Liquidität sichern.  „1×12 p.P.“ bedeutet, pro Gemeindeglied einen Franken oder Euro pro Monat aufzubringen, auch über die bisherigen Spenden hinaus, um den Spendenzufluss nachhaltig zu erhöhen. Gleichzeitig wird verstärkt an gezielten Marketingbemühungen gearbeitet, die aber nur allmählich Früchte tragen können. Eine Arbeitsgruppe aus Vorstand, Werkleitung und externen Fachleuten kümmert sich um das Thema Finanzgestaltung, Kostenreduzierung und Controlling. In diesem Zusammenhang registrierte die Mitgliederversammlung auch dankbar erste positive und ermutigende Reaktionen aus den Trägerverbänden auf die aktuelle Entwicklung.

Im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Schweiz gelegen ist „der Bienenberg“ ein Ort täuferisch-mennonitischer Identität. Gegründet wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Anliegen einer geistlich-theologisch-praxisorientierten Zurüstung und der Versöhnung zwischen Menschen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Auch heute wurzelt die Arbeit in solcher täuferisch-freikirchlichen Theologie, die den von der Gemeinde zu bezeugenden Schalom Gottes für jeden Menschen und für die ganze Welt in den Mittelpunkt stellt. So ist „der Bienenberg“ zu einem Ort geworden, der nach „außen“ ein Zeichen täuferisch-mennonitischen Lebens setzt und nach „innen“ zu einer entsprechenden Identitätsbildung beiträgt. Hier ist ein Kompetenzzentrum mit vielfältigen Ausbildungs- und Weiterbildungsangeboten (www.bienenberg.org ) und dem „ComPax Institut für Konflikttransformation“ (www.compax.org), das der Mission Gottes und Gemeinden dient. Und es ist ein Tagungsort (www.hotelbienenberg.ch), an dem die unterschiedlichsten Gäste und Gruppen gut arbeiten, feiern, essen, trinken und schlafen können. Zudem ist es ein idealer Ausgangspunkt für (geführte) täuferhistorische Erkundungen im Umkreis von ca. 120 km.
Dass Spenden für dieses Werk immer willkommen und nötig sind, liegt auf der Hand. Doch es kommt genauso darauf an, die Möglichkeiten und Angebote des Bienenbergs auch innerhalb der Trägerverbände besser wahrzunehmen, zu nutzen und andere darauf aufmerksam zu machen.

Frieder Boller