Öffentliche Erklärung der Iglesia Cristiana Menonita in Kolumbien

Für ein Recht auf Frieden und ein Leben in Würde

Im Glauben an Jesus und sein Evangelium des Friedens in Gerechtigkeit verurteilt die „Iglesia Cristiana Menonita de Colombia” alle im Laufe der letzten Woche verübten Gewalttaten und zwar sowohl im Zusammenhang mit der gescheiterten Steuerreform der Regierung, die den Menschen in Kolumbien die Lebensgrundlage entzieht und ohne die notwendige Zustimmung der politischen, sozialen und Arbeitnehmerorganisation verabschiedet wurde, als auch weiteren Reformvorschlägen für ein neues Arbeits- und Gesundheitsrecht und steigender Armutszahlen.

In den letzten Tagen kam es zu Gewaltausbrüchen und Vandalismus gegen die Zivilgesellschaft, Staatsgewalt, Infrastruktur und Privateigentum. Die von staatlichen Einsatzkräften ausgeübte Gewalt hat Dutzenden, meist jungen Menschen das Leben gekostet, die als Zeichen ihres Einsatzes für ein Land, in dem die Menschen in Würde leben können, auf die Straße gingen, um in den Großstädten friedlich zu demonstrieren. Medienberichte belegen, dass Polizei und Agitatoren Hunderte von Menschen verletzt, willkürlich verhaftet und zu Opfern sexueller Gewalt gemacht haben.

Als „Iglesia Cristiana Menonita“ bekräftigen wir den verfassungsgemäßen Anspruch auf „Frieden als Recht und Pflicht“ (Artikel 22), das Recht auf „öffentliche und friedliche Demonstrationen“ (Artikel 37) und darauf, dass die Einhaltung aller weiteren Rechte eingefordert werden kann. Wir glauben, dass der Staat für die Unversehrtheit aller Demonstrierenden sorgen muss. Deshalb lehnen wir die zunehmende Militarisierung unserer Städte ab, die zum Ziel hat, Demonstrationen zu unterbinden, die zeigen, dass die Menschen mit der Pandemiepolitik ihrer Regierung und staatlicher Stellen nicht einverstanden sind. Wir verurteilen auf das Schärfste den exzessiven Gewalteinsatz der Polizei sowie jedwede Gewaltanwendung von Agitatoren, die sich unter die Demonstrierenden gemischt haben. Wir sind sehr beunruhigt über die von Vertretern des Staates verübten Verletzungen der Menschenrechte.

Deshalb fordern wir die Regierung unseres Landes auf, alle repressiven Handlungen einzustellen und einen konstruktiven Dialog mit allen relevanten gesellschaftlichen und politischen Gruppen einzuleiten, um gemeinsam gerechte und den Interessen und Bedürfnissen der Menschen entsprechende Lösungen für die Probleme, unter denen das Land leidet, zu finden. Als Kirche verpflichten wir uns, alle in diese Richtung gehenden Bemühungen zu unterstützen und bieten unsere auf mehr als 500 Jahren beruhende Erfahrung und Kompetenz als Friedensstifter und Friedensstifterinnen an.

Wir danken der internationalen Gemeinschaft für ihre Solidarität und bitten sie, die weitere Entwicklung der unruhigen Situation im Auge zu behalten und alle Menschenrechtsverletzungen zu verurteilen.

Bogotá, Kolumbien, 5. Mai 2021
Für den IMCOL Vorstand
Yalile Caballero Vargas, Vorsitzende

(Übersetzung aus dem Spanischen: Christina Stobbe
– im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland, AMG, die eine „Geschwisterschaft“ mit der IMCOL eingegangen ist)

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